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EUROPA/353: 1,3 Mio starke EU-Bürger-Initiative gegen Glyphosat-Wiederzulassung (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 3. Juli 2017

Erfolgreiche Europäische Bürgerinitiative: Mehr als 1,3 Millionen Unterschriften gegen Glyphosat


Berlin/München/Brüssel: Die Organisatoren der Europäischen Bürgerinitiative (EBI) "Stop Glyphosat" reichen heute mehr als 700000 Unterschriften aus Deutschland beim Bundesverwaltungsamt in Köln zur Überprüfung ein. In weniger als fünf Monaten haben insgesamt 1320517 Menschen aus allen 28 EU-Mitgliedstaaten die Bürgerinitiative unterzeichnet. Damit wurde die notwendige Voraussetzung, innerhalb eines Jahres eine Million Unterschriften zu sammeln, deutlich übertroffen. Die Unterzeichner fordern von der EU-Kommission ein Verbot des Totalherbizids Glyphosat und eine Reform des Zulassungsverfahrens für Pestizide.

Zur breiten Unterstützung in der gesamten EU erklärte Karl Bär vom Umweltinstitut München: "Wenn über eine Million Bürgerinnen und Bürger aus ganz Europa ein Glyphosat-Verbot fordern, ist das ein klarer Handlungsauftrag an die EU-Kommission. Die Menschen wollen gesunde Nahrungsmittel ohne Rückstände krankmachender Pestizide. Sie engagieren sich gegen Ackergifte, damit Hummeln und Kiebitze in Europa eine Zukunft haben. Die Kommission darf die Zulassung von Glyphosat nicht erneuern. Sie muss das Vorsorgeprinzip ernst nehmen. Und das bedeutet: Der Schutz von Mensch und Umwelt steht über den Profitinteressen von Bayer und Monsanto."

Heike Moldenhauer, Glyphosat-Expertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), sagte: "Die Rekordgeschwindigkeit, mit der die Unterschriften gesammelt wurden, zeigt die große Besorgnis der europäischen Bevölkerung beim Thema Glyphosat. Den Einsatz dieses Ackergiftes lehnen besonders viele Menschen in Deutschland ab. Das von Kanzlerin Merkel letzte Woche auf dem Bauerntag abgegebene Votum pro Glyphosat zeugt von enormer Ignoranz. Damit befürwortet die Kanzlerin eine Landwirtschaft, die auf industrielle Produktionsmethoden setzt und blind ist für deren Kollateralschäden. Will Merkel die wachsende Entfremdung zwischen Gesellschaft und Landwirtschaft nicht weiter vertiefen, muss auch sie sich endlich für eine Agrarproduktion ohne Chemie einsetzen."

Glyphosat ist maßgeblich verantwortlich für das Artensterben in der Agrarlandschaft. Als Totalherbizid vernichtet es die Nahrungspflanzen von Schmetterlingen, Bienen, Vögeln und zerstört die Lebensräume von wichtigen Nützlingen. Der BUND und das Umweltinstitut München fordern Umweltministerin Barbara Hendricks auf, bei ihrem "Nein" zu Glyphosat zu bleiben.

Hintergrund:

Die Europäische Bürgerinitiative ist das offizielle Instrument der EU zur politischen Teilhabe von Bürgern. Da die formalen Kriterien der EBI gegen Glyphosat nun erfüllt sind, muss sich die EU-Kommission in einem formalen Verfahren den Forderungen der Initiative stellen.

Hinter der EBI gegen Glyphosat stehen rund 100 Organisationen in der EU. In Deutschland wurden die Unterschriften maßgeblich von Campact, BUND, WeMove, Umweltinstitut München und SumofUs gesammelt.

Erst kürzlich hatte die EU-Kommission bekanntgegeben, eine Wiederzulassung von Glyphosat für weitere zehn Jahre zu planen. Voraussichtlich am 19. Juli 2017 werden die Vertreter der Mitgliedsstaaten über eine Wiederzulassung diskutieren. Im Herbst könnte bereits die Abstimmung folgen. Die Entscheidung der EU-Kommission dazu muss bis Ende des Jahres fallen, da zu diesem Zeitpunkt die Zulassung von Glyphosat ausläuft.

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Quelle:
BUND-Pressedienst, 03.07.2017
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
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Internet: www.bund.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juli 2017

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