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FORSCHUNG/211: Konservierende Bodenbearbeitung - Entwicklungen und Perspektiven (idw)


Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei - 13.03.2009

Seit 10 Jahren bleibt der Pflug in der Scheune


Ackerbau ohne Pflug: Eine bodenschonende Feldbestellung rückt bei Agrarwissenschaftlern und Praktikern immer stärker ins Zentrum des Interesses. Davon legte jetzt die Veranstaltung "10 Jahre Gesellschaft für Konservierende Bodenbearbeitung - Entwicklungen und Perspektiven" am Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) in Braunschweig beredtes Zeugnis ab: Mit mehr als 300 Teilnehmern war der Sitzungssaal bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Auf der Tagung wurden Feldversuche der Gesellschaft vorgestellt, die für die Politik beratende Funktion haben und der landwirtschaftlichen Praxis Entscheidungshilfen bieten. Auch aus dem europäischen Ausland konnten Referenten die positiven Effekte der konservierenden Bodenbearbeitung für Boden und Klima mit zahlreichen Ergebnissen untermauern. So verringern die verbleibenden organischen Reststoffe an der Oberfläche nicht nur die Oberflächenverschlämmung, sie regen auch die Regenwurmaktivität an. Dadurch bekommt der Boden mehr vertikale Poren, sodass er bei starken Niederschlägen genug Wasser aufnehmen kann. Das Risiko von Bodenerosion und Hochwasser wird auf diese Weise vermindert.

Die geplante Bodenrahmenrichtlinie, in der Risikogebiete für Bodenerosion, Verdichtung und Verlust an organischer Substanz ausgewiesen werden sollen, wurde von den Tagungsteilnehmern durchweg kritisch gesehen. Bei Bodenverdichtungen ist vor allem die Bodenfeuchte zum Zeitpunkt des Befahrens ein entscheidender Faktor für die Schädigung der Bodenfunktionen - eine Ausweisung von Risikogebieten auf Karten wäre unsinnig, da die aktuelle Feuchte nicht in Karten abzubilden ist.

Interessant waren die Berichte von Landwirten aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg, die das System Direktsaat in ihre Betriebe integrieren. Bei der Direktsaat wird - anders als bei der konservierenden Bodenbearbeitung - auf jegliche Bodenbearbeitung verzichtet. Dieses Anbausystem hat in Deutschland bislang noch keine Bedeutung, wird aber von einigen experimentierfreudigen Landwirten aus Gründen geringerer Arbeitserledigungskosten als mögliche Alternative betrachtet. Voraussetzung für Direktsaat ist eine aufgelockerte Fruchtfolge auf gut durchlüfteten Standorten mit geringen Jahresniederschlägen.

Seit ihrer Gründung vor 10 Jahren wurde die Gesellschaft für Konservierende Bodenbearbeitung stark von Wissenschaftlern der ehemaligen Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), heute vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI), unterstützt. Das Ziel der Gesellschaft ist es, die Methoden und Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung bekannt zu machen. Der Grundgedanke dieses Verfahrens ist, durch das Belassen von Pflanzenresten der Vor- und/oder Zwischenfrucht auf dem Feld einer Erosion des Bodens vorzubeugen, die Bodenfruchtbarkeit durch Erhöhung des Humusgehaltes zu verbessern und die Emission von klimarelevanten Gasen zu verringern. Auf einen anderen Aspekt macht Tagungsorganisator Dr. Joachim Brunotte vom vTI-Institut für Agrartechnologie und Biosystemtechnik aufmerksam: "Die konservierende Bodenbearbeitung kann sich auch ökomomisch rechnen, weil Lohn- und Maschinenkosten sinken und Arbeitszeit sowie Kraftstoff eingespart werden."

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1208


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für
Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Dr. Michael Welling, 13.03.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. März 2009