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GENTECHNIK/729: Feldbesetzung eines Gentechnikackers bei Wetze (KWS gentechnikfrei)


Witzenhäuser Agrar-Studierende, Landwirte und Gärtner für eine gentechnikfreie Landwirtschaft
Pressemitteilung - Freitag, 9. April 2010

Zwischen Studium, Klausuren und Idealismus: Witzenhäuser Studenten besetzen erneut Gentechnikfeld der KWS

Von Phillip Brändle


Witzenhausen. Es ist ein weiterer Spagat den die Studentinnen und Studenten der Initiative "Witzenhäuser Agrar-Studierende, Landwirte und Gärtner für eine gentechnikfreie Landwirtschaft" in diesen Tagen machen müssen. Das neue Semester steht vor der Tür, noch sind Klausuren sowie Hausarbeiten zu schreiben. Und trotzdem bleiben sie ihren Idealen treu: Heute in den frühen Morgenstunden besetzte die Gruppe ein Versuchsfeld der KWS Saat AG, auf dem in Kürze die Aussaat von gentechnisch manipulierten Zuckerrüben starten soll.

Es hat den Anschein als würde es zu einer Tradition: Die KWS Saat AG - Deutschlands größter Saatgutkonzern - will erneute Versuche mit gentechnisch manipulierten Zuckerrüben durchführen und stößt dabei immer wieder auf den Widerstand angehender Agrarwissenschaftler aus Witzenhausen. So geschehen 2008 in Northeim und 2009 in Dreileben. Auch in diesem Jahr hat sich die Gruppe fest vorgenommen, die bittere Saat auf dem Acker zu verhindern. "Wir werden nicht nachgeben, bis die KWS endgültig dazu bereit ist, ihre Gentechnikversuche aufzugeben" erklärt Agrarstudent Benjanin Volz, einer der Umweltaktivisten.

Bei diesem Akt des zivilen Ungehorsams sehen sich die jungen Menschen getragen von einer breiten Bevölkerung, die mit einer deutlichen Mehrheit von rund 80 Prozent die Gentechnik nachdrücklich ablehnt. Auch in ihren Argumenten sehen sich die angehenden Agrarwissenschaftler bestätigt: "Es hat sich klar gezeigt, dass die Agro-Gentechnik keinerlei Nutzen für die Gesellschaft hat", erklärt Volz. Im Gegenteil: Sie sei das Sahnehäubchen der industriellen Landwirtschaft, die mit ihrem enormen Bedarf an Energie und Ressourcen erst zur Verschärfung heutiger Probleme geführt hat - wie Hunger und Klimawandel. Mehr noch: Es fehlt an Langzeitstudien zu gesundheitlichen Auswirkungen, das Patenrecht zwingt die Landwirte in die Abhängigkeit großer Konzerne. Darüber hinaus konstatiert Volz, dass "die staatlichen Zulassungsbehörden mehr als nur parteiisch sind." Fakt ist: Nach 13 Jahren Erfahrung mit dem Anbau genetisch manipulierter Pflanzen wird am Beispiel Kanadas deutlich, dass eine Koexistenz, wie sie auch von der KWS vertreten wird, nicht zu machen ist. Auch zeigt sich in der Praxis, dass die viel propagierte Reduktion von Spritzmitteln beim Anbau von gentechnisch manipulierten Pflanzen nur auf die ersten Jahre des Anbaus zutrifft, anschließend aber wieder um ein vielfaches ansteigt. Und: Es entstehen herbizid- resistente Beikräuter, gegen die Gentechnik-Farmer zunächst mit dem Totalherbizid "Roundup" der Firma Monsanto und dann mit zusätzlichen Pestiziden vorgehen müssen. Kurz: die Bilanz ist vernichtend!

Angesichts dieser Fakten fühlt sich die Initiative "Witzenhäuser Agrar- Studierende, Landwirte und Gärtner für eine gentechnikfreie Landwirtschaft" bei ihrem Widerstand auf den Gen-Acker im Recht und das trotz der aktuellen juristischen Situation. "Wir werden auf dem Acker ausharren, bis die Saat verhindert ist, nicht zuletzt weil wir uns in unserer Existenz bedroht sehen". Ihr Studium wird darunter nicht leiden "schließlich lässt es sich auf einem gepflügten Acker auch gut lernen" meint einer der Studenten.


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Quelle:
Witzenhäuser Agrar-Studierende, Landwirte und
Gärtner für eine gentechnikfreie Landwirtschaft
Pressemitteilung, 09.04.2010
Inernet: www.kws-gentechnikfrei.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. April 2010