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GENTECHNIK/746: Schwäbischer Imkertag - Imker und Naturschützer für ein gentechnikfreies Bayern (BN)


Bund Naturschutz in Bayern e.V. - München, 20. Juni 2010 / Kategorie: Gentechnologie

Schwäbischer Imkertag im Jahr der Biodiversität 2010

Imker und Naturschützer für ein gentechnikfreies Bayern, Umbruch gentechnisch verunreinigter Maisflächen und ein generelles sofortiges Verbot von Neonicotinoiden


Im internationalen Jahr der Biodiversität 2010 weisen Imker und Naturschützer auf die immer stärkere Bedrohung der Lebensräume und Blütenvielfalt in der Agrarlandschaft hin. Sie fordern einen Kabinetts- und einen Landtagsbeschluss für ein gentechnikanbaufreies Bayern, damit durch gentechnisch veränderte Pflanzen die Artenvielfalt nicht noch weiter dezimiert und Bienen und andere Insekten gefährdet werden und wegen der nach wie vor bestehenden ungeklärten Risikolage für Menschen und Umwelt.

Aktuelle Brisanz hat die Forderung nicht nur, weil die gentechnisch veränderte Kartoffellinie Amflora seit April eine bundesweite Zulassung zum kommerziellen Anbau hat, sondern auch, weil aktuell gentechnisch verunreinigtes Maissaatgut für Biogasanlagen, vor allem in Südbayern, und vermutlich auch auf mehreren Hundert Hektar in Schwaben angebaut wurde.

"Der bayerische Umweltminister Markus Söder muss seinen Worten für ein gentechnikanbaufreies Bayern Taten folgen lassen und die Standorte der bayerischen Gemeinden mit verunreinigten Maisfeldern umgehend bekanntgeben und ein Umbruchverbot anordnen", fordert Marion Ruppaner, Agrarreferentin des Bund Naturschutz in Bayern.

"Der Umbruch der betroffenen Flächen muss noch vor der Maisblüte erfolgen und dokumentiert werden. Außerdem muss auch ein Anbauverbot für Mais im Folgejahr auf diesen Flächen angeordnet werden, da im Regelfall nicht alle gesäten Körner im ersten Jahr aufgehen", so Ruppaner. Verunreinigung in der Größenordnung von 0,1% führen zu ca. 100 gentechnisch veränderten Maispflanzen pro Hektar. Diese können andere Maispflanzen befruchten und der kontaminierte Pollen kann in den Honig gelangen. "Deutlich werde", so Ruppaner, "dass Biogasanlagen ein gefährliches Einfallstor für die Gentechnik sind und die Bemühungen, garantiert gentechnikfreie Ausgangsstoffe für die Vergärung zu verwenden, noch verbessert werden müssen. Monokulturen mit Mais im Umkreis von Biogasanlagen verminderten auch das Blüten und Nahrungsangebot für Bienen und Insekten."

Hubert Krimbacher, Sprecher des Gentechnikfrei-Bündnisses Ulm: "Wir fordern hier vor Ort auch verbesserte Saatgutkontrollen auf gentechnische Verunreinigungen, ein Verbot von Amflora und einen sofortigen Stopp für Freilandfreisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Dies gilt vor allem für die völlig überflüssigen, jedoch seit 2007 genehmigten Versuche der BASF mit gentechnisch veränderten Kartoffeln in Möttingen im Landkreis Donauries," so Krimbacher.


Stopp für das Insektizid Santana und die Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide

Imker und Naturschützer protestieren auch gegen die aktuelle Zulassung des bienengiftigen Wirkstoffs Clothianidin. Er darf bei Drahtwurmbefall z.B. nach Wiesenumbruch im Maisanbau eingesetzt werden. Clothianidin ist ein starkes Nervengift, welches bei Bienen und Insekten aller Art schon in geringsten Mengen zum Tod führt. Es war für ein Bienensterben 2008 verantwortlich.

"Vor den 2400 Hektar, für die bayernweit eine behördliche Ausbringungsgenehmigung für das Mittel Santana erteilt wurde, liegen fast 1.000 Hektar im Regierungsbezirk Schwaben", so Eckard Radke, stellv. Vorsitzender des Landesverbandes bayerischer Imker und Vorsitzender des Bezirksverbandes Imker Schwaben, und weiter: "Das ist eine nicht hinnehmbare Gefährdung unserer ohnehin geschwächten Bienenvölker. Wir fordern von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner deshalb ein Totalverbot aller Neonicotinoide und haben dazu auch eine Unterschriftaktion gestartet."


Bund Naturschutz bietet Info- Vortrag "Gentechnik" für Schulen an

In den meisten Regionen Bayerns engagieren sich inzwischen Bündnisse aus Naturschützern, Imkern, Landwirten, Verbraucherorganisationen und Kirchen für ein Verbot der Agrogentechnik. "Das Bündnis für eine Gentechnikfreie Region um Ulm, das auch die Landkreise Neu-Ulm und Günzburg umfasst, hat ein neues Vortragsprogramm zur Aufklärung über die Auswirkungen der sog. grünen Gentechnik bzw. Agrogentechnik an Schulen entwickelt", so Bernd Kurus Nägele, Geschäftsführer der BN Kreisgruppen Günzburg und Neu-Ulm.

Auf der pädagogischen Schiene ist es eine herausragende Aufgabe Kinder im Unterricht auf eine lebenswerte Zukunft und die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen vorzubereiten. Zu den brisanten Themenblöcken der Gegenwart gehören zweifellos die Gentechnik. Die Bund Naturschutz Kreisgruppe Günzburg und das Bündnis für einen gentechnikfreien Landkreis Günzburg bieten allen weiterführenden Schulen im Landkreis einen Unterrichtsblock bestehend aus einem Grundsatz -Referat (1 Stunde) durch einen BN-Referenten, entsprechend aufbereitetes Infomaterial für die Sekundarstufe und eine DVD mit dem preisgekrönten Film "Leben außer Kontrolle" an.

Die drei Schwerpunkte des Themengebietes sind: Agro-Gentechnik und Ihre Auswirkungen auf die Landwirtschaft Entwicklung von gentechnisch veränderten Pflanzen Kritische Fragen zum Einsatz der Gentechnik und Alternativen

Die Schulen werden seitens des Bundes Naturschutz mit einem Anschreiben informiert und können den Unterrichtsblock Gentechnik dann direkt buchen bei der Kreisgeschäftsstelle des BN, Herzog Georg Str. 11; Weissenhorn; 07309/ 6952 ; email: bundnatNU(at)aol.com


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Unterschriftenaktion des LVBI für ein Verbot aller Neonicotinoide

Mit Schrecken erinnern wir uns zurück an das katastrophale Bienensterben im Jahr 2008 in Baden-Württemberg und Bayern. Dieses wurde nachweislich verursacht durch die Maisbeizung mit dem Wirkstoff Clothianidin, einem Mittel aus der Gruppe der Neonicotinoide.

Clothianidin ist ein starkes Nervengift, welches bei den Bienen und Insekten aller Art schon in geringsten Mengen zum Tod führt.

Ungeachtet der heftigen Proteste aller Imkerverbände hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am 15.3 die Ausnahmegenehmigung für den Einsatz von SANTANA, einem Granulat mit dem Wirkstoff Clothianidin in vier Bundesländern, u.a. auch in Bayern erlassen.

Trotz der hohen Auflagen, die an das Ausbringen dieses Granulats gebunden sind, befürchten wir eine Beeinträchtigung nicht nur unserer Bienen, sondern des gesamten Ökosystems.

Wir fordern deshalb ein Totalverbot aller Neonicotinoide.

Wir Imker sind nicht nur für unsere Bienen verantwortlich, sondern auch für eine intakte Umwelt.

Bitte unterstützen Sie unseren Kampf gegen den Einsatz dieser Insektizide und unterschreiben Sie den Aufruf an Frau Ministerin Ilse Aigner. Alle, denen eine intakte Umwelt ein Anliegen ist, können mit ihrer Unterschrift ihre ablehnende Haltung gegen den Einsatz der Neonicotinoide bekunden.

Ferdinand Drexler
1. Vorsitzender des LVBI

Eckard Radke
2. Vorsitzender des LVBI


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Quelle:
Presseinformation 059-10/LFGS, 20.06.2010
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Landesgeschäftsstelle
Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg
Tel. 0 941/ 2 97 20-0, Fax 0 941/ 2 97 20-30
E-Mail: info@bund-naturschutz.de
Internet: www.bund-naturschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2010