Deutsche Umwelthilfe e.V.
Pressemitteilung - Dienstag, 12.07.2022
Bundesregierung verpasst die Waldwende: Deutsche Umwelthilfe und Naturwald Akademie kritisieren Vorschlag für Förderung widerstandsfähiger Wälder als unzureichend
• Neues Förderprogramm des BMEL für private und kommunale
Waldbesitzerinnen und -besitzer soll Wälder artenreicher machen und
gegen Klimakrise stärken
• DUH fordert gemeinsam mit Naturwald Akademie konsequente Förderung von natürlicher Waldentwicklung in der Fläche
• Deutsche Wälder sind durch klimaverursachte Dürren in
historisch schlechtem Zustand
Berlin, 19.7.2022: Die vom Bundesministerium für Ernährung und
Landwirtschaft (BMEL) beschlossenen neuen Förderkriterien für den
Erhalt und die Entwicklung widerstandsfähiger Wälder bewerten Deutsche
Umwelthilfe (DUH) und Naturwald Akademie als nicht ausreichend, um den
deutschen Wald zu stärken. Über das Förderinstrument sollen private
und kommunale Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer einen finanziellen
Anreiz erhalten, Waldökosysteme artenreicher und widerstandsfähiger
gegen die Klimakrise zu gestalten. Gefördert werden sollen vor allem
Mischwälder, die nachweislich die vielfältigen und wertvollen
Leistungen der Wälder erhalten und ausbauen. Dafür müssten jedoch die
natürliche Waldentwicklung auf bundesweiten Flächen ausgeweitet,
ausschließlich heimische Baumarten eingebracht und die Förderung für
natürliche Waldentwicklung nicht auf Waldbesitz von über 100 Hektar
begrenzt werden, so DUH und Naturwald Akademie.
Dazu Peer Cyriacks, Leiter Naturschutz bei der DUH: "Grundsätzlich begrüßen wir die Initiative des Bundeslandwirtschaftsministeriums, ein Anreizsystem für private und kommunale Waldbesitzerinnen und -besitzer zu schaffen. Das vorgelegte Konzept reicht aber nicht: Durch die vage Formulierung der Ziele für die Baumartenvielfalt sind weiterhin Monokulturflächen möglich. Gerade die Dürrejahre 2018 bis 2020 und der Borkenkäfer haben gezeigt, wie wichtig artenreiche und widerstandsfähige Mischwälder sind. Bereits jetzt sind viele Waldflächen in einem historisch schlechten Zustand. Um eine weitere Verschlechterung zu verhindern, brauchen wir deshalb dringend eine stärkere Ausrichtung des Förderinstruments an der Erhaltung, der Wiederherstellung und dem Ausbau der verschiedenen Ökosystemleistungen der Wälder. Wir fordern Cem Özdemir daher auf, mehr Naturnähe in der Waldbewirtschaftung zu fördern."
Torsten Welle, Leiter Wissenschaft und Forschung, Naturwald Akademie ergänzt: "Das jetzige Konzept zeigt, dass die Bundesregierung den Klimaschutzgedanken durch den Wald noch nicht ausreichend angenommen hat. Gerade aufgrund von Klimakrise und Artensterben brauchen wir mehr Waldflächen, die sich natürlich entwickeln können. Die geplante Förderung von lediglich 5 Prozent Naturwald-Flächen ist viel zu gering und fällt sogar hinter die bestehenden Waldstandards zurück. Wir brauchen mindestens 15 Prozent aller Waldflächen als ökologischen Kern der Wälder. Auch die vorgeschlagene Förderung für eine zum Teil großflächige Abholzung von Wäldern, die beispielsweise durch Dürre und Borkenkäfer abgestorben sind, schaden dem Klima- und Artenschutz."
Neben der Nachschärfung der Förderkriterien müssen die weiteren Rahmenbedingungen geklärt werden. So ist die Finanzierung des Programms bisher lediglich bis zum Ende der Legislaturperiode gesichert. Um die vielfältigen Ökosystemleistungen (Biodiversitäts- und Klimaschutz, Wasser, Holz, Erholung) anbieten zu können, braucht es für Waldbesitzerinnen und -besitzer darüber hinaus Planungssicherheit und eine langfristige Zusage zur Förderung. Damit das Förderinstrument effektiv wird, braucht es außerdem ein Umwelt-Monitoring und regelmäßige Kontrollen.
Hintergrund:
Die Bundesregierung hat für das bereits im Koalitionsvertrag
angekündigte Honorierungsmodell für die Ökosystemleistungen des Waldes
einen gemeinsam vom Landwirtschaftsministerium und Umweltministerium
erarbeiteten Vorschlag vorgelegt. Im Zeitraum von 2022-2025 sollen
private und kommunale Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer finanzielle
Anreize erhalten, wenn sie über die gesetzlichen Standards und die
Anforderungen der zwei privaten Zertifizierungssysteme PEFC und FSC
hinaus Ökosystemleistungen anbieten. So sollen allein in dieser
Legislaturperiode insgesamt 900 Millionen Euro für das
Förderinstrument bereitstehen.
Links:
Zur Pressemitteilung des BMEL zum Förderprogramm:
https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2022/93-wald-foerderprogramm.html
Bekanntmachung zum Dialog zur Zukunft der Wälder in Deutschland des
BMEL:
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2022/kw27-pa-landwirtschaft--901206
*
Quelle:
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)
Pressemitteilung, 19.07.2022
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030/25 89 86-0, Fax.: 030/25 89 86-19
Internet: www.duh.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 19. Juli 2022
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang