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AKTION/048: Das 'wilde NRW' bewahren - überraschende Funde beim GEO-Tag der Artenvielfalt (BUND NRW)


BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. - 19. Juni 2016

"Wilde Natur schützen": großes Naturinventur beim GEO-Tag der Artenvielfalt


- Zahlreiche überraschende Neufunde
- GEO und BUND ziehen positive Bilanz
- Größte Feldforschungsaktion in Europa
- Kinder ermitteln im GEOlino "Naturkrimi"-Wettbewerb


Hamburg/Troisdorf, 19. Juni 2016 - So wild ist die Wahner Heide: Bis zu 1.000 Arten, darunter zahlreiche von der Roten Liste, haben rund 60 Experten am vergangenen Wochenende in dem Biotopverbund bei Troisdorf nachgewiesen. Das Ergebnis ist ein gutes Zeichen für eine große Artenvielfalt in der Wahner Heide.


Foto: © H. Sticht

Lebensraum Wahner Heide
Foto: © H. Sticht

Die Hauptveranstaltung des GEO-Tags der Artenvielfalt fand an diesem Wochenende im Naturraum Bergische Heideterrasse zwischen der Ruhr im Norden und der Sieg im Süden statt. Zentraler Treffpunkt war die Burg Wissem nahe der Wahner Heide. Familien mit Kindern, Vereine und interessierte Naturliebhaber - jeder war eingeladen, am vielfältigen Programm des GEO-Tags teilzunehmen. Mit den "Heidekids" schwärmten Kindergruppen in das Untersuchungsgebiet und nahmen am GEOlino "Naturkrimi"-Wettbewerb teil.


Foto: © Wolfgang E. Melenk

Honigorchis Herminium monorchis
Foto: © Wolfgang E. Melenk

Zoologen und Botaniker führten ein 24-Stunden-Naturinventur durch und erfassten die im Untersuchungsgebiet lebenden Tiere und Pflanzen. Die Entdeckung zweier neuer Orchideen-Arten für das Gebiet sorgte für eine Überraschung: Die Honigorchis (Herminium monorchis), auch Feenstendel genannt, galt in der Region als ausgestorben und ist auf der Roten Liste Nordrhein-Westfalen als stark gefährdet eingestuft. Das Torf-Glanzkraut (Liparis loeselii), das ebenfalls in der Region als ausgestorben galt, konnte wieder nachgewiesen werden.


Foto: © Enver Hirsch

Süßwasserqualle Craspedacusta sowerbii
Foto: © Enver Hirsch

Ein weiterer Neufund für die Wahner Heide ist die Süßwasserqualle (Craspedacusta sowerbii). Der 13-jährige Forscher Stefan Kemmerich aus Lindlar - Sieger des Landeswettbewerbs "Schüler experimentieren" Nordrhein-Westfalen - entdeckte das Tier. Der Fund der Ameisenart Tapinoma subboreale, die auf der Roten Liste NRW als stark gefährdet eingestuft ist, erfreute die Experten.


Foto: © W. Funken

Sonnentau in der Wahner Heide
Foto: © W. Funken

Eine Gruppe der Hochschule Anhalt konnte das Kleine Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia) mit Raupen in verschiedenen Entwicklungsstadien nachweisen. Diese Art steht auf der Vorwarnliste des Landes Nordrhein-Westfalen und war der Schmetterling des Jahres 2012. Pflanzenexperten fanden den Rundblättrigen Sonnentau (Drosera rotundifolia), ein Beispiel für mehrere Arten fleischfressender Pflanzen, die es in der Wahner Heide gibt.


Foto Zweifleck: © waldschrat-online.de Foto Sommer-Feenkrebs: © M. Sorg Foto Wendehals: © Martien Brand

Raritäten der Heideterrasse, v. li. n. re.
Zweifleck: die Heideterrasse beherbergt das einzige Vorkommen Nordrhein-Westfalens dieser Libellenart. Foto: © waldschrat-online.de
Sommer-Feenkrebs: galt in Deutschland als ausgestorben, bis er 1990 in der Wahner Heide wiederentdeckt wurde. Foto: © M. Sorg
Wendehals: der Spechtverwandte hat nur noch zwei Vorkommen in NRW, eines befindet sich in der Wahner Heide. Foto: © Martien Brand

Auf der Abschlussveranstaltung, moderiert von Ralph Caspers ("Wissen macht Ah!") zogen GEO und BUND NRW e. V. am Sonntag im Beisein von Horst Becker, parlamentarischer Staatssekretär im Landesumweltministerium, eine positive Bilanz des GEO-Tags.

"Veranstaltungen wie der GEO-Tag sind wichtig, um auf den anhaltenden Schwund der Artenvielfalt aufmerksam zu machen und auch vor einer breiten Öffentlichkeit für die dringend notwendige Beseitigung seiner Ursachen zu werben. Wir müssen das 'wilde NRW' bewahren", sagte Horst Becker. Mit dem neuen Landesnaturschutzgesetz bemühe sich die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen derzeit darum, einen großen Schritt hin zur Trendwende zu machen.

"Nur was wir kennen, können wir auch schützen", sagte Holger Sticht, Vorsitzender des BUND NRW und des Bündnis Heideterrasse. Daher diene der GEO-Tag auch dazu, für Artenkenntnis zu werben und Interesse auch für nicht so populäre Artengruppen wie Tausendfüßer oder Wanzen zu wecken.

Der diesjährige 18. GEO-Tag der Artenvielfalt stand unter dem Motto "Biotopverbund". "Die Wiedervernetzung von Lebensräumen und der Erhalt von Freiraumkorridoren zwischen Schutzgebieten ist eine der dringlichsten Aufgaben, wenn wir den Schwund der biologischen Vielfalt aufhalten wollen", sagte Christoph Kucklick, Chefredakteur von GEO. Im Naturraum Bergische Heideterrasse sei trotz der Lage am Ballungsraum bereits Vieles auf den Weg gebracht worden. "Ab 2017 heißt unser Aktionstag GEO-Tag der Natur - wir wollen künftig noch mehr Menschen erreichen und zum Mitmachen animieren", so Kucklick.

Der GEO-Tag ist die größte Feldforschungsaktion in Europa und soll das Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität schärfen. Neben der Hauptaktion gab es deutschlandweit rund 500 weitere Veranstaltungen. Hauptförderer des GEO-Tags der Artenvielfalt ist die KfW Stiftung.


Weitere Informationen über den GEO-Tag auf der Bergischen Heideterrasse und zum Thema Artenvielfalt unter:
www.bund-nrw.de/geotag2016 und www.geo-tagdernatur.de

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Quelle:
Presseinformation, 19.06.2016
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/30 20 05-22, Fax: 0211/30 20 05-26
Redaktion: Dirk Jansen, Pressesprecher
E-Mail: dirk.jansen@bund.net
Internet: www.bund-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juni 2016

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