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FORSCHUNG/522: Breitet sich die Wildkatze weiter aus? (BUND NI)


BUND Landesverband Niedersachsen e.V. - Hannover, 7. Mai 2020

Breitet sich die Wildkatze weiter aus?

BUND und NLWKN untersuchen aktuelle Verbreitung der seltenen Tierart


Der BUND Niedersachsen und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) beenden in diesen Tagen ihre diesjährige Suche nach Nachweisen der Europäischen Wildkatze. Ein besonderer Fokus lag auf den Rändern und Lücken der bisher bekannten Verbreitungsgebiete im Norden und im Zentrum Niedersachsens.

"Wir hoffen, dass sich die positive Entwicklung der vergangenen Jahre fortsetzt und die Wildkatze sich weiter ausbreitet", sagt Andrea Krug, Wildkatzenexpertin des BUND Niedersachsen. Der milde Winter macht zusätzlich Hoffnung auf neue Wildkatzennachweise. "Da es kaum Schnee gab, ist es wahrscheinlicher, dass der Nachwuchs den Winter gut überstanden hat. Zudem gibt es auch deutlich mehr Mäuse, die Leibspeise der Europäischen Wildkatze."

In den Untersuchungsgebieten - u.a. im Landkreis Harburg und Celle - setzte der BUND auf die "Frühlingsgefühle" der Wildkatzen. "Wir nutzen sogenannte Lockstöcke, die wir mit Baldrian besprühen", erklärt Krug. Dieser Geruch ist den Sexuallockstoffen der Wildkatze sehr ähnlich, so dass er die Tiere magisch anzieht. Sie reiben sich am Holz und hinterlassen dabei einzelne Haare, die vorsichtig abgesammelt und genetisch untersucht werden. "Diese bewährte Methode hat uns in den vergangenen Jahren gezeigt, wie sich die Wildkatze in Niedersachsen ihre ehemaligen Lebensräume zurückerobert", so Dr. Andreas Jacob, der beim NLWKN für diese Art zuständig ist. "Deutlich wird aber auch, wo scheinbar noch große Barrieren in der Landschaft vorliegen und wir neue Wildkatzenkorridore schaffen müssen."

Möglich ist so eine aufwändige Untersuchung nur mit Hilfe von Ehrenamtlichen. "Etwa 80 Lockstöcke wurden von etwa 21 Wildkatzenfreund*innen in diesem Jahr wieder regelmäßig kontrolliert", freut sich Krug. Auch die Förster*innen der Niedersächsischen Landesforsten (NLF) und der Klosterforsten beteiligten sich an der Erfassung. Die Ergebnisse der Untersuchung liegen voraussichtlich Ende des Jahres vor.

Hintergrund

Der BUND setzt sich seit mehr als 15 Jahren mit seinem Projekt "Rettungsnetz Wildkatze" für den Schutz der gefährdeten Europäischen Wildkatze (Felis sylvestris) in Deutschland ein. Bundesweit untersuchen Naturschützer*innen die Entwicklung der Bestände und engagieren sich für die Vernetzung der Lebensräume der Wildkatze. Da die Tiere auf Deckung angewiesen sind, brauchen sie überwiegend "grüne Korridore" aus Sträuchern und Bäumen, um neue Lebensräume zu erobern. Gleichzeitig fordert der BUND die Politik auf, sich stärker für den Schutz der Biologischen Vielfalt in Deutschland einzusetzen. Dazu gehören auch der Bau von Grünbrücken oder geeigneten Unterführungen an Unfallschwerpunkten und ein Verzicht auf weiteren Straßenbau.

Die Europäische Wildkatze ist, anders als unsere Hauskatzen, eine echte Ureinwohnerin Europas. Sie lebt bevorzugt in naturnahen Wäldern und steht damit wie kaum ein anderes Tier für eine intakte, strukturreiche Waldlandschaft in Deutschland. Zu Beginn der 20. Jahrhunderts fast ausgerottet, gibt es heute schätzungsweise 6.000 bis 8.000 Individuen.


Weitere Informationen:
https://www.bund-niedersachsen.de/themen/tiere-pflanzen/wildkatzen/

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Quelle:
Presseinformation vom 07.05.2020
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Niedersachsen
Goebenstr. 3a, 30161 Hannover
Tel.: 0511/965 69-0, Fax: 0511/662 536
E-Mail: presse.nds@bund.net
Internet: www.bund-niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2020

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