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INITIATIVE/370: Plan P wie Pinselohr (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - 27. Juli 2017

Luchse in die Mitte bitte
Plan P wie Pinselohr - NABU startet Luchsprojekt in Thüringen

Der NABU Thüringen startet Luchsprojekt. Thüringen spielt bei der Ausbreitung des Luchses eine zentrale Rolle, deshalb möchten die Naturschützer der größten europäischen Katze, den Weg im Freistaat ebenen. Schwerpunkte des Projektes sind Lebensraumschutz, Informations- und Aufklärungsarbeit sowie die Gewinnung von Daten zur aktuellen Luchssituation.


Jena - Unter dem Motto "Luchse in die Mitte bitte - dem Luchs in Mitteleuropa gemeinsam auf die Sprünge helfen" startet der NABU Thüringen im Juli sein erstes Luchsprojekt.


Luchs, von vorn fotografiert - Foto: © Leo/fokus-natur.de

Foto: © Leo/fokus-natur.de

"Thüringen als das grüne Herz Deutschlands bietet aufgrund seiner wald- und wildreichen Mittelgebirgslagen relativ günstige Voraussetzungen für die Rückkehr der scheuen Pinselohren", sagt Silvester Tamás, der Koordinator des neuen Luchsprojektes. Mit dem Plan P wie Pinselohr, wie das Projekt auch liebevoll bezeichnet wird, möchte der NABU der größten europäischen Katze, den Weg in Thüringen ebnen. "Noch vor etwa 200 Jahren zählten Luchse zum festen Bestandteil unserer Landschaft. Heute machen den Luchsen der Straßenverkehr und Vorurteile das Leben schwer", berichtet Silvester Tamás.

Thüringen liegt zwischen zwei bedeutenden Luchsvorkommensgebieten, dem Harz und dem Bayerischen Wald mit dem östlich angrenzenden Nationalpark Sumava. Thüringen spielt deshalb bei der Ausbreitung und dem Schutz des Luchses eine zentrale Rolle. "Wenn es uns zukünftig gelingt, dem Luchs in Thüringen eine Brücke zwischen den verschiedenen Luchslebensräumen in Deutschland zu schlagen und hier bei uns im Herzen Mitteleuropas eine sichere Heimat zu geben, dann werden auch andere geschützte und bedrohte Tierarten davon profitieren", erklärt der Projektkoordinator erwartungsvoll.

Aktuell ist über den Luchs und seine Anwesenheit in Thüringen so gut wie nichts bekannt. Gleichzeitig bestehen noch Vorbehalte und Sorgen gegenüber der Rückkehr der scheuen Samtpfote. "Mit unserem Projekt wollen wir dafür sorgen, dass wandernden Tierarten wie dem Luchs, eine konfliktarme Rückkehr in ihre alte Heimat ermöglicht wird und Vorbehalte gegenüber der seltenen Katze abgebaut werden", so Tamás. "Uns geht es neben dem Sammeln von Luchsdaten und der Informations- und Aufklärungsarbeit hauptsächlich um die Wiedervernetzung von Lebensräumen und den Lebensraumschutz. Wenn wir wissen wo der Luchs vorkommt, können wir uns zum Beispiel für den Erhalt seiner Rückzugsgebiete einsetzen und dabei helfen Gefahren im Straßenverkehr zu entschärfen. Deshalb brauchen wir mehr Daten und Erkenntnisse zur aktuellen Luchssituation in Thüringen." Ein besonderes Augenmerk der Projektarbeit liegt auf der Zusammenarbeit mit Behörden und wissenschaftlich arbeitenden Fachinstitutionen, mit Jägern, Waldbesitzern und Nutztierhaltern. Außerdem soll ein Netzwerk von ehrenamtlichen Luchsdatensammlern aufgebaut werden, um das FFH-Monitoring des Freistaates zu unterstützen.

Das Projekt wird in den nächsten 2,5 Jahren durch den NABU Bundesverband gefördert.

Weitere Infos unter:
www.NABU-Thueringen.de


Zusatzinfo zum Luchs

Name und Verwandtschaft
Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) gehört wie Tiger und Hauskatze zur Familie der katzenartigen Raubtiere (Felidae). In Deutschland gibt es nur eine weitere wildlebende Katzenart, die Europäische Wildkatze (Felis silvestris).

Aussehen
Das Fell des Luchses ist im Sommer graugelb bis rötlichbraun gefärbt mit dunklen Flecken. Im Winter geht die Färbung mehr ins graue, das Fell ist dichter und die Fleckung weniger ausgeprägt. Auffällig sind die rund vier Zentimeter langen Ohrpinsel, der Backenbart und der kurze Schwanz (20 bis 25 Zentimeter lang, die Spitze ist schwarz). Männliche Tiere wiegen zwischen 15 und 30 Kilogramm, die Schulterhöhe beträgt 50 bis 75 und die Körperlänge 80 bis 120 Zentimeter. Der Luchs wirkt sehr hochbeinig und ist fast so groß wie ein Schäferhund.

Alter
In freier Wildbahn können Luchse fünf bis 15 Jahre alt werden. Sie haben eine hohe Jungensterblichkeit bis zu 80 Prozent.

Ernährung
Rehe machen den größten Teil der Beute aus. Auch Feldhasen, Rotwildkälber, junge Wildschweine, Füchse, Dachse, Marder und Vögel stehen auf seinem Speiseplan. Ein Luchs frisst pro Tag durchschnittlich ein bis 2,5 Kilogramm Fleisch.

Spur
Im Gegensatz zum Hund zieht der Luchs seine Krallen beim Laufen ein. Nur in steilem Gelände sind manchmal feine, scharfe Krallenmarken sichtbar. Die Abdrücke sind etwa sechs bis acht Zentimeter groß. Für einen bestätigten Hinweis jedoch bedarf es mehrerer eindeutig identifizierbarer Abdrücke.

Lebensweise
Luchse sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Als Pirsch- und Lauerjäger schleichen sich Luchse bis auf wenige Meter an ihre Beute heran, überfallen sie blitzschnell und töten sie durch einen gezielten Biss in die Kehle. Was ein Luchs nicht sofort fressen kann, versteckt er, um später wieder an seinen Riss zurückzukehren. Wie fast alle Katzen ist der Luchs ein Einzelgänger und wandert etwa 20 Kilometer innerhalb von 24 Stunden.

Lebensraum
Der Luchs braucht große und naturnahe sowie wald- und wildreiche Gebiete. Er ist nicht an besondere Waldtypen gebunden. Die Reviergröße hängt davon ab, wie viel Nahrung in seinem Revier vorhanden ist. Die Größe eines Luchsrevieres in Deutschland variiert so von 40 bis 400 Quadratkilometern pro Individuum, dabei können sich die Reviere benachbarter Luchse auch überschneiden.

Verbreitung
Nach- und Hinweise verdichten sich aktuell im Thüringer Wald und im Thüringer Schiefergebirge, auch in der Rhön, im Hainich, im Südharz und im Eichsfeld, sowie auf der Hohen Schrecke.

Schutzstatus
  • Rote Liste: RL-Thüringen "vom Aussterben bedroht", RL-BRD "starkt gefährdet"
  • Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CiTES 1973): Anhang II
  • Berner Konvention (1979): Anhang II (streng geschützt)
  • EG-VO 709/2010: Anhang A
  • FFH-RL 92/43/EWG: Anhang II u. IV (streng geschützte Art)
  • BNatSchG 2009 § 1, § 7 Abs. 2 Nr. 13 und 14, und § 44: streng geschützt
  • Jagdrecht: jagdbare Art mit ganzjähriger Schonzeit

Logo des Projekts - Silhouette eines Luchskopfes: 'Plan P wie Pinselohr. Wir machen den Weg frei für den Luchs!' - Grafik: © NABU Thüringen

Grafik: © NABU Thüringen

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Quelle:
Pressemitteilung, 27.07.2017
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juli 2017

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