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MELDUNG/028: Neue Studie - BUND fordert Auenrevitalisierung für den Hochwasserschutz am Rhein (BUND NRW)


BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. - 16. März 2012

Die nächste Flut kommt bestimmt! - BUND fordert Auenrevitalisierung für den Hochwasserschutz am Rhein

- BUND stellt rheinweite Studie zum Hochwasserschutz durch Auenentwicklung vor
- Natur- und Hochwasserschutz müssen Hand in Hand gehen
- Technische Lösungen reichen nicht aus


Düsseldorf, 16.03.2012 - Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert ein Umdenken beim Hochwasserschutz am Rhein. Gemeinsam mit weiteren BUND-Landesverbänden am Rhein und der französischen Umweltorganisation Alsace Nature legte der Umweltverband heute eine umfassende Studie zur verfehlten Hochwasserschutzpolitik vor.

"Politik und Verwaltung haben sich in den letzten 20 Jahren auf rein technische Lösungen konzentriert. Hochwasserschutz ist aber auch mit natürlich gestalteten Auen möglich," sagte Paul Kröfges, Landesvorsitzender des BUND. Bereits in den 1990iger Jahren habe die Internationale Rheinschutzkommission (IKSR) Planungen vorgelegt, die zu mehr Natur im Hochwasserschutz führen sollen. "Jetzt ist es an der Zeit, endlich diese Pläne zu realisieren," betonte Kröfges. "Mit der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie werden ökologische Verbesserungen zur Pflicht." Und die müssten vor allem in den Randbereichen des Flusses liegen, denn der intensive Schiffsverkehr mache Eingriffe in den Fluss selbst weitgehend unmöglich.

Ökologische Maßnahmen gehören seit ca. 20 Jahren auch zum Hochwasserschutzkonzept in NRW. So haben an einigen Stellen Deichrückverlegungen stattgefunden, die zumindest eine gelegentliche Überflutung der früheren Rheinaue ermöglichen. Der BUND begrüßt diese Erfolge, doch die weitere Fortsetzung sei zu schleppend. So seien einige große und zahlreiche kleine Projekte zum Hochwasserschutz und zur Auenrevitalisierung aufgrund lokaler Widerstände liegen geblieben oder aufgegeben worden. Als Beispiel nannte der BUND das Projekt bei Himmelgeist im Süden von Düsseldorf, das Grundstückspekulationen zum Opfer fiel, oder die Großprojekte Bylerward bei Kleve und Illvericher Bruch bei Meerbusch.

Zu einem erfolgreichen Hochwasserschutz für den Rhein gehöre aber vor allem eine Verbesserung der Situation entlang des gesamten Flusses. "Aus Hochwasser muss wieder Breitwasser werden," fasst der Autor der Studie, Nikolaus Geiler, die Situation zusammen. Mehr als 90 Prozent der Auenfläche seien in einigen Teilbereiches des Rheins verloren gegangen, was dazu führe, dass die Hochwasserwellen heute ungebremst den Rhein hinunter rasten, anstatt sich zuerst auf den Flächen entlang des Rheins auszubreiten. Die an der Studie beteiligten Verbände forderten daher, dass mindesten 10.000 Hektar früherer Auenflächen revitalisiert werden und so dem Hochwasserschutz und der Erhaltung der einzigartigen Lebensgemeinschaften der Auenlandschaft dienen.

"Die natürlichen Lebensräume entlang des Rheins müssen wieder miteinander vernetzt werden, damit die ökologische Durchgängigkeit gewahrt bleibt," forderte BUND-Chef Kröfges. Diese Wiederherstellung des Biotopverbundes entlang des Rheins vom Bodensee bis zur Nordsee sei eines der Ziele von "Rhein 2020", dem Programm zur nachhaltigen Entwicklung des Rheins der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins. Es blieben also nur noch wenige Jahre, um Arten wie Lachs, Biber oder Otter den Rhein als Wanderweg nutzbar zu machen.

Der BUND und Alsace Nature beobachten daher mit Sorge, dass auf weiten Strecken die ökologische Entwicklung der Rheinauen zum Erliegen gekommen ist. So blieben in den Poldern des Oberrheins die regelmäßigen ökologischen Flutungen aus, die notwendig seien, damit die daran angepassten Arten ihren Lebensraum behalten. Stattdessen stehe oft die Bewirtschaftbarkeit der Flächen und die Sorge um temporär steigende Grundwasserspiegel im Vordergrund. Viel zu kurz komme auch die Entwicklung von Auwäldern, so wie sie ursprünglich für einen großen Fluss wie den Rhein typisch waren.


Hinweis:

Die detaillierte Studie steht auf den Seiten des BUND NRW unter www.bund-nrw.de/aue_statt_hochwasser zum herunter laden bereit. Dort finden Sie unter dem Titel "Wildnis am Rhein" auch eine Broschüre, die die wichtigsten Ergebnisse und Forderungen zusammenfasst.


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Quelle:
Presseinformation, 16. März 2012
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/30 20 05-22, Fax: 0211/30 20 05-26
Redaktion: Dirk Jansen, Pressesprecher
E-Mail: dirk.jansen@bund.net
Internet: www.bund-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2012