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MELDUNG/154: "Lebensader Oberrhein" - Hochwasserdämme als Lebensraum (NABU RP)


NABU Landesverband Rheinland-Pfalz - 6. August 2014

Deiche am Oberrhein dienen Hochwasserschutz und Erhalt der Biologischen Vielfalt



Bunte Wiesen, wilde Orchideen und seltene Vogelarten erwarten Naturfreunde meist in Naturschutzgebieten. Am Oberrhein zwischen Bingen und Iffezheim stellen jedoch die Rheindeiche, die in erster Linie dem Hochwasserschutz dienen, ein[en] Lebensraum für viele seltene Pflanzen- und Tierarten dar. Gerade die südexponierten Deichhänge weisen meist eine besondere Artenvielfalt auf. An manchen Stellen können im Frühsommer sogar wilde Orchideen wie die Pyramidenorchis oder das Helmknabenkraut angetroffen werden.

Da die Deiche nicht gedüngt werden, finden hier zahlreiche Wiesenblumen einen Standort. Auf intensiv genutzten Wiesen und Weiden sind sie vielerorts nicht mehr zu finden. Mineralische Düngung und der Einsatz von selektiv wirkenden Herbiziden, lassen auf landwirtschaftlich genutztem Grünland oft nur noch Gräser wachsen.

Blütenreiche Deiche haben daher weiterhin eine wichtige Bedeutung für Wild- und Honigbienen. Insbesondere im blütenarmen Spätsommer und Herbst stellen sie eine wichtige Nektarquelle für zahlreiche Insektenarten dar.

Grünes Band der Aue

Die Rheindeiche am Oberrhein haben in der ausgeräumten Landschaft somit eine wichtige Funktion für den Biotopverbund. Sie sind das Grüne Band der Aue. Zudem befinden sich die ca. 300 km langen Deiche in öffentlicher Hand. "Die Länder haben hier eine besondere Verantwortung, die Pflege der Deiche so zu organisieren, dass die Sicherheit dieser Hochwasserschutzanlagen gewährleistet wird. Gleichzeitig können sie durch eine angepasste Deichpflege viel für die Förderung der Biologischen Vielfalt am Oberrhein tun", so Robert Egeling vom NABU Rheinland-Pfalz. Er leitet das Projekt "Lebensader Oberrhein - Naturvielfalt von nass bis trocken", das sich die Förderung der Artenvielfalt am Oberrhein zur Aufgabe gemacht hat.

Im Rahmen des vom Bundesumweltministerium und Land Rheinland-Pfalz geförderten Vorhabens untersucht der NABU unter anderem, wie sich die Neuanlage, Pflege und Bewirtschaftung auf die Artenvielfalt auf den Deichen auswirken. Dabei arbeiten die Naturschützer mit den Deichmeistereien zusammen und werten deren Erfahrungen aus.

Langjährige Untersuchungen

An zehn Probestrecken zwischen Bingen und Iffezheim werden für die Dauer von 5 Jahren intensive Untersuchungen vorgenommen. Besonders interessiert sich der NABU dafür, wie sich Häufigkeit und Zeitpunkt der Deichmahd auf die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren auswirkt. Zudem werden Schmetterlinge, Heuschrecken und Laufkäfer dokumentiert.

Weiterhin wird untersucht, wie sich angesichts des Klimawandels die heißeren Sommer auf die Vegetation auswirken und welche Arten daran besonders angepasst sind.

Die im Projekt gewonnen Erkenntnisse sollen dazu dienen, dass die Unterhaltung der Deiche einen stärkeren Beitrag zur Förderung der Biologischen Vielfalt am Rhein leistet.

Oberrhein - Hotspot der Artenvielfalt

Der Oberrhein gilt als einer von bundesweit 30 Hotspots der Biologischen Vielfalt. Im Rahmen des sechsjährigen Projektes "Lebensader Oberrhein - Naturvielfalt von nass bis trocken", führt der NABU Rheinland-Pfalz zahlreiche Maßnahmen durch, die der Förderung der Artenvielfalt in verschiedenen Lebensräumen im Hotspot Oberrhein dienen.

Weitere Informationen über das Projekt:
www.lebensader-oberrhein.de

Unter kontakt@lebensader-oberrhein.de kann auch kostenlos eine Samenmischung "Blumenvielfalt wie auf dem Deich" für Garten und Balkon und eine Minibroschüre "Pflanzen auf dem Rheindeich" bestellt werden.

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Quelle:
NABU Rheinland-Pfalz 17/14, 06.08.2014
Frauenlobstraße 15-19, 55118 Mainz
Telefon: 06133/507 988, Fax: 06133/507 989
E-Mail: Kontakt@NABU-RLP.de
Internet: www.NABU-RLP.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. August 2014