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SCHUTZGEBIET/598: Hohe Schrecke gerettet - Wildnis und Modellwald (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 3/2009
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

ZUR ZEIT
Hohe Schrecke gerettet
Wildnis und Modellwald

Von Adrian Johst


Gestiegene Holzpreise und kurzfristige Profitziele haben vielerorts eine nachhaltige Waldnutzung verdrängt. Die Naturstiftung David - Stiftung des BUND Thüringen - konnte nun einen besonders wertvollen Wald für die Zukunft sichern.

Am 20. Mai knallten beim BUND Thüringen und seiner Naturstiftung David die Sektkorken: Eine unabhängige Expertenjury kürte das Projekt "Hohe Schrecke - alter Wald mit Zukunft" als Sieger im Wettbewerb "idee.natur". Rund zehn Millionen Euro kann die Stiftung nun als Projektträger mit dem BUND, der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und den angrenzenden Kommunen in das Naturschutzgroßprojekt investieren. Geplant ist, das Waldgebiet im Norden Thüringens binnen zwölf Jahren naturschutzgerecht zu entwickeln. 75% der Kosten finanziert die Bundesregierung, 15% der Freistaat Thüringen - 10% sind als Eigenanteil aufzubringen. Die Auszeichnung würdigt das langjährige gemeinsame Engagement von Anrainern und Naturschützern für den wertvollen Wald.

Jahrhunderte der extensiven Bewirtschaftung sowie 50 Jahre, in denen nur eine Teilfläche militärisch genutzt wurde, hatten zur Folge, dass sich in der Hohen Schrecke auf rund 4.700 Hektar strukturreiche Waldlebensräume mit viel Altholz erhalten haben. Ein Paradies speziell für Fledermäuse: Allein 15 Arten wurden in der Hohen Schrecke bisher nachgewiesen, mit überregional bedeutsamen Vorkommen von Mops- und Bechsteinfledermaus sowie Kleiner Hufeisennase. Auch die Wildkatze wurde schon beobachtet.

Nach dem Gewinn der ersten Wettbewerbsstufe im Juni 2008 pflanzten die BürgermeisterInnen aller umliegenden Gemeinden einen Nussbaum - ihr Optimismus war berechtigt!


Ein Urwald für den Klimaschutz

Am 1. Juli startete das Projekt: Rund 1.000 Hektar alter Wald sollen als "Urwald von morgen" aus der Nutzung genommen werden. Zusammen mit schon vorhandenen Totalreservaten entsteht so auf knapp 2.000 Hektar der größte nutzungsfreie Wald in Thüringen außerhalb des Nationalparks Hainich. Auf der restlichen Fläche wird in enger Kooperation mit den Eigentümern eine besonders naturnahe und nachhaltige Forstwirtschaft umgesetzt. Die Fördergelder sollen vor allem dem Flächenkauf dienen, aber auch dem Waldumbau und der Renaturierung von Waldbächen und einem Moor. In ausgewählten Bereichen soll die Schrecke als Mittelwald genutzt werden, auch die Einrichtung eines kleinen Hudewaldes ist geplant.

Flankiert wird das Projekt von Maßnahmen für die Regionalentwicklung, gefördert von Bundeslandwirtschaftsministerium und Freistaat Thüringen. So soll ein sanfter Tourismus entwickelt werden. Denn obwohl die Hohe Schrecke in direkter Nähe zum touristisch gut erschlossenen Weinanbaugebiet Saale-Unstrut und der weltbekannten Himmelsscheibe von Nebra liegt, ist sie selbst in Thüringen noch nahezu unbekannt.

Zudem ist ein anspruchsvolles Klimaschutzkonzept geplant: Man will Energie sparen und erneuerbare Energie nutzen, gleichzeitig den Wald als Kohlendioxid-"Senke" in Wert setzen. So soll ein klimaneutrales Projektgebiet entstehen - das künftig vielleicht sogar mehr CO2 bindet als emittiert.

Noch in diesem Jahr wird in der Hohen Schrecke ein Projektbüro eröffnet. Eine neue Internetseite soll über das Projekt informieren. Auch das BUNDmagazin wird regelmäßig über alle Fortschritte berichten.

Naturstiftung David, Trommsdorffstraße 5, 99084 Erfurt, Tel. 03 61/5 55 03-10

Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
- Hohe Schrecke - ein artenreicher Wald mit Zukunft.
- Tote und absterbende Baumriesen bilden den Lebensraum für eine Vielzahl seltener Pilze und Tiere in der Hohen Schrecke.


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Quelle:
BUNDmagazin 3/2009, S. 30-31
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
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Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. November 2009