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WALD/609: "Schwarzbuch Wald" - BUND kritisiert Forstpolitik der NRW-Landesregierung (BUND NRW)


BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. - 21. Juli 2009

BUND kritisiert Forstpolitik der NRW-Landesregierung

"Schwarzbuch Wald" zeigt Missstände in Forstwirtschaft und Waldnaturschutz


Düsseldorf/Berlin, 21.07.2009 - In einem "Schwarzbuch Wald" hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erhebliche Fehlentwicklungen in der deutschen Waldwirtschaft nachgewiesen. In 15 Fallstudien aus elf Bundesländern werden Verstöße gegen geltende europäische, nationale und regionale Naturschutzgesetze und - richtlinien dokumentiert. Dies waren Kahlschläge, Fällungen wertvoller Biotop- und Altbaumbestände sowie erhebliche Bodenschäden durch Holzerntemaschinen. Mehrfach sei auch die Brut besonders geschützter Arten zerstört worden, ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Oft wurde die Verkehrssicherungspflicht als Begründung für verheerende Eingriffe missbraucht. Auch der vor allem in Nordrhein-Westfalen voran getriebene Verkauf wertvollen Staatswaldes wird vom BUND massiv kritisiert.

Paul Kröfges, BUND-Landesvorsitzender in Nordrhein Westfalen: "Auch für NRW haben wir - beispielhaft aus der Region Rhein Sieg Kreis - Fälle dokumentiert, die symptomatisch für die Missachtung des Wald - und Naturschutzes sind. Hierzu zählen massive Kahlschläge unter dem Vorwand der Verkehrssicherungspflicht und die überzogene Entnahme von Biomasse unter dem Einsatz schwerster Maschinen. Die heutige Waldwirtschaft genügt weder den gesetzlichen Anforderungen noch dem Natur- und Artenschutz. Der Stopp des Artensterbens ist eine der dringlichsten Aufgaben unserer Zeit. Das Bundeswaldgesetz muss diesen Erfordernissen angepasst werden, damit es den Naturschutz fördert und nicht gefährdet. Die Rahmenbedingungen der Forstwirtschaft müssen verbessert, die Forstreformen kritisch überprüft werden."

Zum Schutz der Artenvielfalt sei es dringend erforderlich, mittelfristig fünf Prozent der Waldfläche als Naturwaldreservate oder Kernzonen von Großschutzbieten vollständig aus der Nutzung zu nehmen. Diese Flächen sollten langfristig um so genannte Trittsteine auf weiteren fünf Prozent der Waldfläche ergänzt werden. Hiervon ist NRW weit entfernt, wo nur 8% der Landesfläche unter dem Schutz von Natura 2000 (Vogelschutz- und FFH-Gebiete) stehen. Landes- und bundesweit sind derzeit gerade mal 0,5 Prozent der Wälder forstlich ungenutzt. Der BUND kritisierte die schwarz-rote Regierungskoalition für ihr Versäumnis, wie im Koalitionsvertrag vereinbart das Bundeswaldgesetz zu novellieren.

In einem neuen Waldgesetz müssten die Standards der so genannten "guten fachlichen Praxis" verbindlich definiert werden. Dazu gehörten das Verbot von Kahlschlägen, das Gebot der Nachhaltigkeit in der Holzbewirtschaftung sowie das naturschutzfachlich kompetente Management von FFH- und Vogelschutz-Gebieten.

Als besonders gravierend sieht der BUND NRW den vom Landtag mit Stimmenmehrheit von CDU und FDP vollzogenen Verkauf von Staatswald in der Eifel. "Die Landesregierung ist offenbar gewillt auch künftig derartige Verkäufe zu tätigen, um den Haushalt zu sanieren. Der Protest des gesamten Naturschutzes und der betroffenen Bürger und Waldbesitzer konnte nicht verhindern, dass der NRW-Umweltminister diesen Bürgerwald in der Eifel an einen Privatmann verscherbelt hat, der den Wald vor allem zur Jagd nutzen will", kritisiert Horst Meister, Waldexperte des BUND in Nordrhein-Westfalen. Der BUND NRW wendet sich gegen jeglichen weiteren Staatswaldverkauf und warnt die Landesregierung ihre politische Mehrheit hierbei weiter zu missbrauchen.

Besondere Verantwortung trage Deutschland ferner für den Erhalt der Buchenwälder. Ursprünglich sei ein Viertel der weltweiten Buchenwaldbestände in Deutschland beheimatet gewesen, wovon jedoch der größte Teil abgeholzt oder in Nadelholzforste umgewandelt wurde.

Hierzu Paul Kröfges, BUND-Landesvorsitzender: "Auch in NRW fehlen Buchenwaldschutzgebiete, die dringend geschaffen werden müssen. Dies ist eine der Chancen, die zum Beispiel ein richtig gemachter Nationalpark Siebengebirge bietet. Nicht nur die Bundes-, auch die Landesregierung muss den Schutz der Wälder ernst nehmen, damit deutsche Politik im internationalen Kontext glaubwürdig wird. So sind wir beim Waldschutz doppelt in der Pflicht. Ansonsten werden die berechtigten deutschen Forderungen zum Schutz der Regenwälder und des Klimas von betroffenen Ländern nicht ernst genommen."

Unter www.bund.net/schwarzbuch-wald finden Sie das BUND-Schwarzbuch Wald zum Herunterladen und die zehn Forderungen des BUND für eine künftige Waldwirtschaft.


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Quelle:
Presseinformation Nr. 52, 21. Juli 2009
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/30 20 05-22, Fax: 0211/30 20 05-26
Redaktion: Dirk Jansen, Pressesprecher
E-Mail: dirk.jansen@bund.net
Internet: www.bund-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juli 2009