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LAIRE/122: Vom Scheitern der Urmatrix allen Geoengineerings (SB)


Milliardengeschäft durch Erderwärmung

Kalifornisches Unternehmen will Wolken als Klimaschutzmaßnahme erzeugen


Das umfangreichste und lang anhaltendste Geoengineering-Projekt droht vollends aus dem Ruder zu laufen. Obgleich an jenem Langzeitexperiment zahllose Vertreter aus Wissenschaft und Technik beteiligt sind und diese gemeinsam mit Aufsichtsorganen in den Regierungen den Verlauf des Versuchs intensiv beobachten, gelingt es ihnen nicht, die einmal eingeschlagene Entwicklung aufzuhalten. Die Rede ist hier vom ursprünglichen aller Geoengineering-Projekte, der Feuer-Rad-Entwicklung, die mit Beginn der Industrialisierung vor rund 200 Jahren gewaltig an Fahrt aufgenommen hat und darauf hinausläuft, den natürlichen Treibhauseffekt, ohne den ein Leben auf der Erde gar nicht möglich wäre, durch abermillionen Brandherde auf der ganzen Welt zu verstärken. An diesem "Projekt" sind mehr oder weniger alle energieverbrauchenden Menschen beteiligt - in den Industriestaaten mehr, in den Entwicklungsländern weniger.

Nach heutigem Stand der Wissenschaft sorgt ein Vorgang, der technologischer Fortschritt genannt wird und den Menschen nützliche Dienste hinsichtlich Überlebensfähigkeit und Lebensbewältigung leisten soll, schleichend, aber unaufhaltsam dafür, daß sich die Überlebensvoraussetzungen der Menschen generell verschlechtern. Denn durch die fortschrittsgetriebenen Emissionen von Treibhausgasen verändert sich die Zusammensetzung der irdischen Atmosphäre entscheidend: Die Erde heizt sich auf, es kommt zur Ausdehnung der Ozeane, zum Verlust von Landfläche, zur Gletscherschmelze und vielen weiteren, hinlänglich beschriebenen Folgen der globalen Erwärmung.

Durch dieses anfangs sicherlich unwissend begonnene, heute aber sehenden Auges betriebene "Geoengineering-Experiment" beraubt sich der Mensch der eigenen Lebensvoraussetzungen. Wobei dies etwas differenzierter betrachtet werden muß, denn die politischen Entscheidungsträger zählen in der Regel nicht zu denen, die als erste unter der Veränderung der Erdatmosphäre leiden werden. Diese Rolle ist jenen Millionen und Milliarden an Hungerleidern und Habenichtsen zugedacht, denen am wenigsten Verantwortung für diese Entwicklung zukommt.

Wenn man also festgestellt hat, daß erstens die Menschen mittels diverser Energieverbrauchssysteme ein Geoengineering-Projekt zur Erwärmung der Erdatmosphäre begonnen haben und zweitens daß das Vorhaben zu scheitern droht, da die Jahr für Jahr schwindende Chance verspielt wird, es noch stoppen zu können - glaubt unter diesen Voraussetzungen irgend jemand ernsthaft, er könne Feuer mit Feuer bekämpfen und die Urmatrix allen Geoengineerings durch ein weiteres Beispiel für eine technologische Veränderung der Erdatmosphäre aushebeln?

Das in San Francisco ansässige Unternehmen "Silver Lining Project" hat laut einem Bericht der Website handsoffmotherearth.org [1] , die sich wiederum auf einen Artikel in der Londoner "Times" beruft, von dem Multimilliardär Bill Gates 300.000 Dollar erhalten und will auf einer Ozeanfläche von zehntausend Quadratkilometern Salzwasser in Form feinster Tröpfchen in die Luft sprühen. Auf diese Weise sollen die winzigen Salzkristalle Kondensationskerne bilden, die wiederum das Entstehen von Wolken begünstigen. Die würden dann die Wärmestrahlung der Sonne aufhalten, bevor sie die Erde erreicht, und damit der globalen Erwärmung entgegenwirken.

Die britischen und US-amerikanischen Wissenschaftler, die an dem Projekt beteiligt sind, wollen offensichtlich nicht warten, bis internationale Regeln für den Umgang mit Geoengineering-Experimenten zur Veränderung des Klimas vereinbart wurden. Unschwer zu erraten, daß sich dahinter knallharte Geschäftsinteressen verbergen. Sollte sich die spekulative und möglicherweise folgenschwere Vorstellung durchsetzen, daß das aus dem Ruder gelaufene menschheitsgeschichtliche Geoengineering-Experiment durch kleinerdimensionierte Vorhaben gleicher Art auf Kurs gebracht werden könnte, stehen bereits mehrere Dutzend Firmen bereit, um ihre Dienste anzubieten. Sollten aber Unternehmen daran verdienen, daß sie die selbsterzeugten Folgen der Klimaveränderung bekämpfen, würden ausgerechnet die maßgeblichen Brandstifter die Rolle der Feuerwehr übernehmen.


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Anmerkungen:

[1] "Billionaire Bill Gates Chucks Cash at Climate Cooling Cloud Creator", 10. Mai 2010
http://www.handsoffmotherearth.org/2010/05/bill-gates-funds-field-trial-global-coalition-urges-immediate-halt-to-geoengineering/

Die Initiative Hands Off Mother Earth (H.O.M.E.), die Ende April auf der internationalen Klimaschutzkonferenz in Cochabamba ins Leben gerufen wurde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle Geoengineering-Versuche zu stoppen, weil sie als zu gefährlich angesehen werden.

18. Mai 2010