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LAIRE/135: Fossile Energien zehnmal höher subventioniert als erneuerbare (SB)


Bloomberg-Studie räumt mit dem Argument auf, erneuerbare Energien würden übermäßig subventioniert


Ohne die staatliche Förderung wären die erneuerbaren Energien viel zu teuer und würden sich niemals am Markt durchsetzen, lautet ein beliebtes Argument der Lobbyisten der Nuklear-, Kohle-, Erdgas- und Erdölbranche. Nach ihrer Lesart sind Wind- und Sonnenenergie, Biogas oder Geothermie irgendwie schwachbrüstige Technologien, deren Existenz künstlich am Leben erhalten wird und die eigentlich keine Berechtigung besitzen.

An dem Argument stimmt fast nichts. Gewiß, es ist kein Geheimnis, daß Deutschland und andere G20-Staaten die erneuerbaren Energien fördern. Aber das gilt auch für die Nuklearenergie und fossile Energieträger. Analysten von Bloomberg New Energy Finance, die nun wirklich nicht in dem Ruf stehen, sie zögen erneuerbare Energien anderen Energieträgern vor, haben ausgerechnet, daß die Erneuerbaren im vergangenen Jahr weltweit im Wert von alles in allem 43 bis 46 Mrd. Dollar subventioniert wurden. [1] Nun reicht dieser Betrag nicht im entferntesten an die Summe heran, welche die International Energy Agency (IEA) an Subventionen für fossile Energieträger im Jahr 2008 ausgerechnet hat: 557 Mrd. Dollar!

Michael Liebreich, Chief Executive von Bloomberg New Energy Finance, erklärte, die Studie stelle klar, daß sich die Investoren täuschten, wenn sie sich bei erneuerbaren Energien in der Annahme zurückhielten, diese würden zu sehr subventioniert. Abgesehen davon, daß die Erneuerbaren in vielen Fällen ihre eigenen Vorteile besäßen, zeige die Analyse, daß die direkten Subventionen für fossile Energieträger rund zehnmal höher ausfielen. [1]

Die Studienautoren räumten ein, daß der enorme Abstand zwischen den Subventionierungen in diesem Jahr erheblich geringer sein wird, da einerseits Länder wie China mit den fallenden Ölpreisen auch die Förderung von Erdöl zurückfahren, andererseits die Regierungen Anreizpakete für erneuerbare Energien im Gesamtumfang von 188 Milliarden Dollar aufgelegt haben.

Es gibt sicherlich einiges an den erneuerbaren Energien auszusetzen, das problematisch ist. Beispielsweise daß mit ihrer Hilfe das kapitalistische Verwertungssystem zur Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft nahtlos fortgesetzt wird - Stichwort Green New Deal - und daß bei anhaltend hohem Energieverbrauch durch den bloßen Wechsel von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern womöglich noch immer zu viele Treibhausgasemissionen entstehen, als daß die Erderwärmung durch einen solchen Wechsel aufgehalten werden könnte, aber das Subventionierungsargument, das greift nicht. Es unterschlägt, daß fossile Energieträger Jahr für Jahr, über Jahrzehnte hinweg, sehr viel höhere Summen vom Staat erhalten haben als die erneuerbaren.

Im übrigen sollten in keiner volkswirtschaftlichen Kostenrechnung, die einen Anspruch auf Plausibilität erhebt, die indirekten bzw. externen Kosten der verschiedenen Energieträger unterschlagen werden. Es treibt zwar das Bruttosozialprodukt in die Höhe, wenn die Menschen aufgrund der Abgase aus der Verbrennung von Kohle, Erdöl oder Erdgas erkranken oder wenn immer höhere Deiche gebaut werden müssen, weil der Meeresspiegel als Folge der Erderwärmung steigt, aber als Gesellschaftsentwurf ist beides nun wirklich nicht wünschenswert.


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Anmerkungen:

[1] "Fossil fuel subsidies 'dwarf' support for renewables", BusinessGreen, 3. August 2010
http://www.businessgreen.com/business-green/news/2267533/fossil-fuel-subsidies-dwarf

3. August 2010