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STANDPUNKT/544: Subtile "Umsteuerung der Energiewende" (solarcomplex)


solarcomplex AG - 07.03.2014

Novellierung des EEG leitet subtile "Umsteuerung der Energiewende" ein



Mit der aktuellen Novellierung des EEG wird eine subtile "Umsteuerung der Energiewende" eingeleitet. Wir haben drei wesentliche Kritikpunkte:

"Die Energiewende verläuft langsamer als möglich"

Die Abkehr von den bisherigen Mindestzielen für erneuerbare Energien und die Einführung eines festen Ausbaukorridors von 40-45% bis 2025 ist nichts anderes als eine Deckelung auf maximal 45% und damit ein Bestandsschutz von 55% fossiler Stromerzeugung zu diesem Zeitpunkt. Das bedeutet, dass der Ausbau der regenerativen Energien in etwa den Atomausstieg kompensiert, aber keinen nennenswerten Beitrag zum danach anstehenden Kohleausstieg leisten kann. Eine Bestandsgarantie für die Kohleverstromung ist klimapolitisch grundfalsch. Ein Ausbauziel von mindestens 50% bis 2025 (ohne Obergrenze) würde sowohl die Leistungsfähigkeit der erneuerbaren-Energien als auch die energiepolitischen Ziele der Bundesländer berücksichtigen und ein anderes politisches Signal aussenden: Bis 2025 wird auch der Anteil des Kohlestroms zumindest etwas sinken.

"Die Energiewende wird den Bürgern entzogen"

Die Perspektiven einer bürgergetragenen und lokal verankerten Energiewende werden deutlich verschlechtert. Durch bürokratische Vorgaben (wie Pflicht zur Direktvermarktung, Ausschreibung ab 2017) werden große Akteure begünstigt, kleine benachteiligt. Völlig kontraproduktiv ist die Belastung der Eigenstromnutzung durch EEG-Umlage: Jahrelang hat die Politik gefordert, die PV müsste vom EEG unabhängig werden. Kaum ist das annähernd geschafft, führt man eine neue Abgabe ein und zerstört damit neu entstehende Geschäftsmodelle für die Eigennutzung von Solarstrom.

"Die Energiewende wird teurer als nötig"

Der Anstieg der EEG-Umlage um rund 1 ct von 2013 nach 2014 entfiel nur zu 13% auf den Ausbau der erneuerbaren Energien, der Rest aber auf die gefallenen Börsenstrompreise und auf die Ausweitung der Industriebefreiungen. Die vorgeblich verfolgte "Kostendämpfung" sollte ja im Schwerpunkt bei den großen Positionen ansetzen, aber nein. Weder wird die kostentreibende Wirkung des nicht funktionierenden Emissionshandels entschlossen angegangen, noch andere Vermarktungswege des Regenerativstroms untersucht. Möglichkeiten zur Kostensenkung werden weiter einseitig bei den Vergütungen für die erneuerbaren gesucht, also bei den 13% !.

Am meisten entlarvt sich die Argumentation beim Offshore-Wind: Wenn man das Ziel der Kostenbegrenzung verfolgt, ist die vorgesehene Mengensteuerung gerade nicht zielführend, weil die günstigste Form regenerativer Stromerzeugung gedeckelt wird, während die teuerste eine Bestandsgarantie erhält. (Vergütung Windkraft onshore zukünftig unter 9 ct, offshore bis zu 19 ct / kWh). Es müsste ja gerade umgekehrt sein: Zügiger Ausbau der günstigsten und Deckelung der teuersten Erzeugungsform. Die krasse Bevorzugung von Offshore gegenüber Onshore-Wind geht noch weiter: Netzanschluss Offshore garantiert und zahlt der Stromkunde, Netzanschluss Onshore zahlt der Betreiber.

Wir halten dagegen und werden uns weiterhin für eine möglichst dezentrale und bürgernahe Ausgestaltung der Energiewende einsetzen.


Nächstes Wärmenetz in Bonndorf
Beim nächsten großen regenerativen Wärmenetz von solarcomplex in Bonndorf (im Schwarzwald) haben die Bauarbeiten begonnen. Bis Herbst werden rund 150 Gebäude, darunter viele Mehrfamilienhäuser, klimafreundlich und regionalwirtschaftlich sinnvoll mit Energie versorgt. Erstmals wird industrielle Abwärme ins Netz eingespeist, ein innovativer Ansatz zur Entlastung der Bioenergiepotentiale.

www.bioenergie-bonndorf.de

Wärmenetz Grosselfingen
Das im Herbst 2013 übernommene Wärmenetz in Grosselfingen (Lkr. Zollernalbkreis) wird erweitert. Aktuell läuft die Datenerhebung und Grobplanung, Baubeginn ist im Frühjahr 2015, Wärmelieferung an die neuen Kunden im Herbst 2015.

www.bioenergiedorf-grosselfingen.de

Fremdplanung für Kreenheinstetten
Im Nachbarort Leibertingen ist bereits seit 2008 ein regeneratives Wärmenetz in Betrieb, jetzt wollen die Bürger von Kreenheinstetten (Lkr. Sigmaringen) auch eines. solarcomplex unterstützt das Projekt mit Planungsleistungen und Öffentlichkeitsarbeit. Baubeginn soll im Frühjahr 2015 sein, Wärmelieferung an die neuen Kunden im Herbst 2015. Auch hier soll wie in Büsingen eine große solarthermische Kollektoranlage integriert werden.

Erneuerung Rechenanlage bewährt sich
Das erste volle Betriebsjahr seit der Kompletterneuerung der Rechenanlage bei unserem Wasserkraftwerk auf der Singener Musikinsel hat mit über 600.000 kWh ein gutes Ergebnis gebracht. Der Januar 2014 war mit 61.500 kWh sogar der beste Monat überhaupt seit Inbetriebnahme der Anlage 2005. Die Investition von rund 100.000 Euro war demnach eine gute Entscheidung.

Auszeichnung mit Georg-Salvamoser-Preis
solarcomplex wird mit dem Georg-Salvamoser-Preis 2014 ausgezeichnet, einem der höchstdotierten Umweltpreise Deutschlands. Eine Jury aus Fachleuten und Persönlichkeiten aus Politik, Umweltwirtschaft und Verbänden suchte wieder "Wegbereiter und Pioniere der Energiewende, die sich mit innovativen Projekten für eine 100% erneuerbare Energieversorgung engagieren." Die Preisverleihung ist am 16. März in der Freiburger Solarfabrik. Wir sagen vielen Dank.

www.georg-salvamoser-preis.de


Termine
14.03.2014, 16 Uhr 30, Einweihung Solarpark Rickelshausen

Beim ältesten Solarpark von solarcomplex - demjenigen auf der ehemaligen Kreismülldeponie Rickelshausen - wurde ein 5. (und voraussichtlich letzter) Bauabschnitt realisiert. Modultische mit nochmals 1,2 MW Leistung gingen im Januar ans Netz und speisen zukünftig rund 1,4 Mio kWh pro Jahr ins Netz ein. Die Erzeugungskosten liegen bei nur noch rund 7 ct / kWh, die Vergütung bei unter 10 ct! Stossen Sie mit uns darauf an?!

www.solarpark-rickelshausen.de

29.03.2014 Windkraft-Exkursion

Die IG Hegauwind bietet kostenlose Besichtigungsfahrten zu modernen Windkraftanlagen der heutigen Bauart und Größe an. Die Fahrt geht zu drei Anlagen mit Nabenhöhen bis 125 Metern und Rotordurchmessern bis 90 Metern in der Nähe von St. Georgen. Eine davon steht an einem Wald- Standort, wie er auch im Hegau an vielen Stellen in Frage kommen könnte. Mit eigenen Augen und Ohren können Anlagen mit und ohne Getriebe von verschiedenen Herstellern erlebt werden. Die Fahrt ist kostenlos, erfolgt mit einem modernen Reisebus und dauert gut 3 Stunden. Festes Schuhwerk und robuste Kleidung ist empfohlen. Bitte telefonisch anmelden unter 07731 8274-0. Abfahrt 14 Uhr ab Singen, Haltestelle "Landesgartenschau", Zustieg um 14 Uhr 20 in Geisingen, P+R-Parkplatz an der Autobahn.

www.hegauwind.de

26.04.2014, ab 11 Uhr, Einweihung Wärmenetz Emmingen

Wir feiern die Einweihung unseres neunten Bioenergiedorfs. Ab 11 Uhr gibt es an der Heizzentrale (Friedrich-Wöhler-Strasse im Gewerbegebiet) Grußworte, musikalischen und kulinarischen Input sowie die Möglichkeit zur Besichtigung der technischen Komponenten. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen. Das besondere am Projekt in Emmingen ist, das hier erstmals ein regeneratives Wärmenetz mit einem Großwärmespeicher (von 1 Mio Liter) kombiniert wurde.

www.bioenergiedorf-emmingen.de


Auch 2014 werden kostenlos angeboten: Effizienzhaus-Touren, Bioenergie-Touren und Windkraft-Exkursionen. Alle Termine werden auf unserer Internetseite angekündigt

Ausführliche Informationen zu allen Projekten und alle aktuellen Termine rund um erneuerbare Energien in der Bodenseeregion finden Sie auf unserer Internet-Seite:
www.solarcomplex.de

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Quelle:
1. Newsletter 2014, 07.03.2014
solarcomplex AG, Ekkehardstr. 10, 78224 Singen
Telefon: 07731 8274-0, Fax: 07731 8274-29
E-Mail: box@solarcomplex.de
Internet: www.solarcomplex.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. März 2014