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STANDPUNKT/1087: Bayer-Aktionärsversammlung - Monsanto-Übernahme ökonomisch riskant, ökologisch falsch (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 26. April 2019

Bayer-Aktionärsversammlung:

Monsanto-Übernahme ökonomisch riskant und ökologisch falsch


Bonn/Berlin: Die diesjährige Aktionärsversammlung der Bayer AG wird für den Vorstand unangenehm. Waren es in den letzten Jahren fast ausschließlich die kritischen Aktionäre, die den Vorstand nicht entlasteten, haben dies in diesem Jahr auch einige der Großaktionäre angekündigt. Der Kauf von Monsanto und die damit verbundenen Auswirkungen erschüttern gut ein Jahr nach der Übernahme den Konzern.

Dazu erklärt Daniela Wannemacher, Gentechnikexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), in ihrer Rede auf der heutigen Aktionärsversammlung vor Ort: "Die erste Hauptversammlung von Bayer nach der Monsanto-Übernahme zeigt, dass der Kauf nicht nur aus ökologischer Sicht falsch war, sondern auch ökonomisch riskant. Der Bayer-Vorstand hat sich verzockt und die Risiken falsch eingeschätzt. Nicht der vermeintlich gute Ruf von Bayer hat auf Monsanto abgefärbt, sondern der schlechte Ruf von Monsanto kann nun für Bayer Milliardensummen an Schadensersatzzahlungen bedeuten. Und schon jetzt ist klar, dass mehr als 12.000 Arbeitsplätze dadurch vernichtet werden."

Im letzten Jahr konnten sich die Verantwortlichen auf der Hauptversammlung noch mit dem Verweis auf die noch nicht vollzogene Fusion den Fragen nach den Rückstellungen für die Glyphosat-Klagen entziehen. Nun ist der Konzern wegen des Ackergifts Glyphosat aber schon in zwei Fällen zur Zahlung von Schadensersatz verurteilt worden. "Der Konzern muss sich die Frage gefallen lassen, ob er die Risiken von Glyphosat vor der Übernahme wirklich ausreichend geprüft hat, oder sich hat blenden lassen, obwohl es seit Jahren schon Hinweise auf die Gefährlichkeit des Stoffes und zu wohlwollende Studien gab", so Wannemacher weiter.

Aus Sicht des BUND gibt die Unternehmenspolitik des Chemie-Riesen aber noch mehr Grund zur Kritik. So handelt Bayer in Sachen Gentechnik und Neonikotinoiden am europäischen Verbraucherwunsch vorbei. Wannemacher: "Die Mehrheit der Verbraucher in Europa lehnt Gentechnik im Essen ab, trotzdem lobbyiert Bayer für die Deregulierung neuer Gentechnik. Das erfolgreiche Volksbegehren in Bayern für mehr Bienenschutz zeigt zudem, dass die Gesellschaft stärkere Bemühungen beim Insektenschutz fordert. Bayer hingegen arbeitet daran mit, dass die europäischen Leitlinien zur Bewertung des Risikos von Pestiziden für Bestäuber, die sogenannten Bienenleitlinien, nicht in Kraft treten. Und dies obwohl die Leitlinien einen besseren Bestäuberschutz bei der Anwendung von Pestiziden absichern würden. Auch in diesen Fragen gehen die Entscheidungen der Konzernspitze in die falsche Richtung."

Im Namen des BUND fordert Daniela Wannemacher das Unternehmen dazu auf, die Zeichen der Zeit zu erkennen und das Unternehmen neu auszurichten: "Die Agrarwende ist nicht aufzuhalten. Nehmen Sie den Insektenschutz ernst und das dafür notwendige Verbot von Neonikotinoiden, statt der Landwirtschaft weiter Produkte schmackhaft machen zu wollen, die Bestäuber töten. Respektieren Sie die Ablehnung von Gentechnik auf dem Acker und auf dem Teller, statt daran zu arbeiten, mit neuen Gentechnik-Methoden hergestellte Pflanzen und Tiere Verbrauchern ohne Kennzeichnung unterzuschieben."



Weitere Informationen:

Manuskript zur Rede (es gilt das gesprochene Wort!):
https://www.bund.net/aktuelles/detail-aktuelles/news/neonikotinoide-glyphosat-und-gentechnik-passen-nicht-zur-geforderten-agrarwende

Die "Bienenleitlinien" (Guidance on the risk assessment of plant protection products on bees (Apis mellifera, Bombus spp. and solitary bees) finden Sie unter:
www.efsa.europa.eu/de/efsajournal/pub/3295

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Quelle:
BUND-Pressedienst, 26.04.2019
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
E-Mail: presse@bund.net
Internet: www.bund.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. April 2019

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