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STANDPUNKT/1134: Bundesregierung gibt Gas (BUND MAGAZIN)


BUND MAGAZIN - 3/2019
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

Energiewende
Bundesregierung gibt Gas

von Ann-Kathrin Schneider


Statt alle Weichen in eine Zukunft mit erneuerbarer Energie zu stellen, öffnet die Große Koalition dem umweltschädlichen Flüssiggas die Türen. Auch gefracktes US-Gas wird dann die deutsche Energiebilanz verhageln.


Wer den Eindruck hat, unsere Regierung habe die Herausforderung des Klimaschutzes noch nicht verinnerlicht, kann sich bestätigt fühlen. Jetzt, da der Kohleausstieg beschlossen ist, plant sie stattdessen mehr klimaschädliches Erdgas einzuführen. So wird ein schmutziger Energieträger durch einen anderen ersetzt. Dabei hat Deutschland klare Klimaziele und sich - bis hinauf zur Kanzlerin - dazu bekannt, ab 2050 keine klimaschädlichen Gase (netto) mehr auszustoßen. Was bekanntlich nur dann zu schaffen ist, wenn wir uns ganz von Kohle, Öl und Gas verabschieden.

Im Juni stimmte der Bundesrat trotzdem einer Verordnung des Wirtschaftsministeriums zu, welche Unternehmen unterstützen soll, Flüssiggasterminals zu finanzieren. Zur Zeit gibt es Pläne zum Bau von Terminals in Brunsbüttel, Stade, Wilhelmshafen und Rostock. Sie sollen importiertes Gas annehmen können - auch Fracking-Gas aus den USA. In Brunsbüttel war vor Jahren - als Robert Habeck noch schleswig-holsteinischer Umweltminister war - der Bau eines Kohlekraftwerks verhindert worden, zum Schutz des Klimas. Doch bei Gas soll der Klimaschutz plötzlich keine Rolle mehr spielen.

Unnötig und Klimaschädlich

Dabei schadet verflüssigtes Gas, welches per Schiff zu uns gelangt, durchaus dem Klima: durch die Gewinnung des Gases am Ursprungsort; durch seine Verflüssigung; durch den Transport hierher; und schließlich durch die Umwandlung des flüssigen Gases. Flüssiggas ist damit deutlich klimaschädlicher als Gas aus der Pipeline.

Werden alle Emissionen berücksichtigt, kann Erdgas tatsächlich noch schädlicher sein als Kohle, warnen Klimaforscher. Statt also von einem dreckigen Energieträger auf den anderen umzusteigen, müssen wir unsere Energieversorgung möglichst bald auf erneuerbare Energie umstellen - bis hin zur Null-Emission. Während Industrie und Landwirtschaft tatsächlich vor großen Herausforderungen stehen, um klimaneutral zu werden, müssen Strom und Wärme nun wirklich nicht aus fossiler Energie gespeist werden.

Das Gebot der Stunde lautet, unseren Bedarf an Erdgas in den kommenden Jahren stark zu senken. Viel sparen lässt sich durch eine bessere Sanierung von Altbauten. Und durch hohe Energiestandards für Neubauten. Was dann noch an Gas benötigt wird, sollte mit erneuerbarem Gas gedeckt werden können.

Die Position des BUND ist klar: Neue deutsche Häfen für Flüssiggas sind unnötig und laufen dem Klimaschutz zuwider. Auf ihren Bau sollte verzichtet werden.


Ann-Kathrin Schneider leitet die internationale Klimapolitik des BUND.

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Quelle:
BUND MAGAZIN 3/2019, Seite 31
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
E-Mail: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net/bundmagazin
 
Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Oktober 2019

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