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STELLUNGNAHME/108: Fracking - Für die Energiewende entbehrlich (idw)


Sachverständigenrat für Umweltfragen - 31.05.2013

Fracking: Für die Energiewende entbehrlich



In seiner heute veröffentlichten Stellungnahme "Fracking zur Schiefergasgewinnung - Ein Beitrag zur energie- und umweltpolitischen Bewertung" plädiert der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) für einen nüchternen Umgang mit den Chancen und Risiken von Fracking. Die Gewinnung von Erdgas durch Fracking ist für die Energiewende entbehrlich.
Die Technologie sollte wegen gravierender Wissenslücken über die Umweltauswirkungen vorläufig noch nicht kommerziell eingesetzt werden. Fracking wird erst dann verantwortbar sein, wenn Pilotprojekte zu positiven Erkenntnissen führen.

Die Gewinnung von Schiefergas in Deutschland wird die Energiepreise nicht senken und auch keinen nennenswerten Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten können. Damit besteht aus deutscher Perspektive auch kein energiepolitisches Interesse an der Förderung. Nach heutigem Kenntnisstand sind die heimischen Potenziale, die unter angemessenen Umweltauflagen wirtschaftlich rentabel gefördert werden können, viel zu niedrig, um einen nennenswerten Einfluss auf die Gaspreise in Deutschland haben zu können. Gänzlich verfehlt wäre eine Revision der Energie- und Klimapolitik im Hinblick auf das billige Schiefergas in den USA. Die Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie werden oftmals überzeichnet.

Im Hinblick auf die Umweltrisiken von Fracking stellt der SRU noch erhebliche Wissenslücken und Unsicherheiten fest. Ungeklärt sind insbesondere

  • die umweltverträgliche Entsorgung der anfallenden Abwässer,
  • die Sicherheit der Bohrlöcher bzw. Förderanlagen insbesondere hinsichtlich des Grundwasserschutzes,
  • die Langfristfolgen der Eingriffe und
  • die Klimabilanz von Schiefergas.

Aus Vorsorgegründen darf Fracking auf keinen Fall im Einzugsbereich aktueller oder möglicher Trinkwasserschutzgebiete erfolgen. Zudem empfiehlt der SRU eine schrittweise Klärung der offenen Fragen, indem zunächst nur Pilotprojekte zugelassen werden.

Neue Kenntnisse werden sich vor allem durch diese engmaschig wissenschaftlich begleiteten Demonstrationsvorhaben gewinnen lassen. Dabei sollte der Prozess der Planung und Durchführung dieser Pilotprojekte transparent und unter Beteiligung der Öffentlichkeit gestaltet werden. Auftretende Kosten sind im Sinne des Verursacherprinzips von der extrahierenden Industrie zu tragen.

Die Stellungnahme "Fracking zur Schiefergasgewinnung - Ein Beitrag zur energie- und umweltpolitischen Bewertung" kann in elektronischer Fassung unter www.umweltrat.de heruntergeladen oder in der Geschäftsstelle des SRU bestellt werden.


Der SRU berät die Bundesregierung seit über 40 Jahren in Fragen der Umweltpolitik. Die Zusammensetzung des Rates aus sieben Professorinnen und Professoren verschiedener Fachdisziplinen gewährleistet eine wissenschaftlich unabhängige und umfassende Begutachtung, sowohl aus naturwissenschaftlich-technischer als auch aus ökonomischer, rechtlicher und politikwissenschaftlicher Perspektive.

Der Rat besteht derzeit aus folgenden Mitgliedern:

  • Prof. Dr. Martin Faulstich (Vorsitzender), Technische Universität Clausthal
  • Prof. Dr. Karin Holm-Müller (stellv. Vorsitzende), Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
  • Prof. Dr. Harald Bradke, Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe
  • Prof. Dr. Christian Calliess, Freie Universität Berlin
  • Prof. Dr. Heidi Foth, Universität Halle-Wittenberg
  • Prof. Dr. Manfred Niekisch, Goethe-Universität und Zoologischer Garten Frankfurt
  • Prof. Dr. Miranda Schreurs, Freie Universität Berlin

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.umweltrat.de
Aktuelle Stellungnahme: "Fracking zur Schiefergasgewinnung - Ein Beitrag zur energie- und umweltpolitischen Bewertung"

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news536054
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1153

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Sachverständigenrat für Umweltfragen, Christian Hey, 31.05.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juni 2013