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STELLUNGNAHME/188: Donauausbau kann und muss ökologisch noch weiter verbessert werden (BN)


Bund Naturschutz in Bayern e.V. - München, 10. November 2014

Donauausbau kann und muss ökologisch noch weiter verbessert werden

Umweltverbände nehmen Stellung zum Planfeststellungsverfahren für Wasserstraßenausbau und Hochwasserschutz zwischen Straubing und Deggendorf



Nach jahrzehntelangen Untersuchungen und Auseinandersetzungen wird es allmählich ernst mit dem Donauausbau zwischen Straubing und Vilshofen. Am 30. Oktober endete die Frist für Einwendungen zum Planfeststellungsverfahren für den ersten Teilabschnitt zwischen Straubing und Deggendorf. Am Stichtag haben auch die anerkannten Umweltverbände ihre Stellungnahmen zu den 30 Ordnern mit Planunterlagen abgegeben.

"Wir sind froh, dass wir uns nach der Entscheidung im Februar 2013 nicht mehr mit Staustufenplänen auseinander setzen müssen. Allerdings ist die jetzt geplante Variante A, die mit flussregulierenden Mitteln auskommt, nicht automatisch frei von Wirkungen auf den Fluss und die Aue", erklärt Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND Naturschutz (BN) in Bayern e.V.

Auch wenn in den Unterlagen erste Verbesserungen gegenüber früheren Planungen erkennbar seien, sehen die Verbände noch große Potenziale für weitere Optimierungen. Weiger sieht dabei neben der Verwaltung auch die Politik in der Pflicht, allen voran die Bayerische Staatsregierung: "Der frühere Umweltminister Marcel Huber hat bewusst von einer Variante "A+" gesprochen - die muss jetzt auch umgesetzt werden."

Das Ausbauvorhaben betrifft einen höchst wertvollen und sensiblen Lebensraum. "Mit einer Vielzahl von Lebensraumtypen und Arten ist der betroffene Abschnitt der Donau eines der bayerischen Natura 2000-Gebiete mit der höchsten Biodiversität. Es muss klare Priorität darauf gelegt werden, dass sich bei Umgestaltung des Flusses und der Auen der Erhaltungszustand der relevanten Arten und Lebensräume nicht verschlechtert", fordert daher Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz (LBV).

Die Gruppe der Fische ist dabei durch den direkten Eingriff in ihr "Wohnzimmer" in besonderem Maße betroffen. Zu den 55 vorkommenden Fischarten zählen Kleinfischarten wie Zingel oder Streber, die nur im Donausystem heimisch sind. "Die Donau im Ausbauabschnitt gehört fischökologisch gesehen zu den bayerischen Kronjuwelen. Diesen Wert gilt es mit allen Mitteln gewissenhaft zu sichern", so Prof. Dr. Ing. Albert Göttle vom Landesfischereiverband Bayern. Durch die Schifffahrt bereits eingeschleppte "Grundeln" aus dem Schwarzmeerraum etwa könnten nach dem Ausbau die heimische Fischfauna weit stärker beeinträchtigen als bisher. "Anders als für die heimischen Fischarten bieten Wasserbausteine, die laut den Planunterlagen bisher in große Mengen verbaut werden sollen, optimale Lebensbedingungen für die gefräßigen Neuzuwanderern", so Johannes Schnell vom LFV Bayern. "Dadurch ist mit einem zunehmenden Konkurrenzdruck der "Fremdlinge" zu rechnen, schwächere einheimische Arten werden dadurch möglicherweise zurückgedrängt." Leitbild für die Naturschützer ist dagegen der dynamische Fluss, in dem die Strömung Sand und Kies umlagern kann und die Auen regelmäßig Hoch- und Niedrigwasser ausgesetzt sind. "Durch die Dynamik der Strömung entstehen die wichtigen Lebensräume für die seltenen Fischarten, die Wechselwasserzonen und die typischen Auwälder", erklärt Georg Kestel, der als Landschaftsplaner und Donauexperte für den BN die Stellungnahme bearbeitet hat. "Wir schlagen daher unter anderem vor, dass möglichst viele der geplanten Flussbauwerke nicht aus Granit-Wasserbausteinen geschüttet, sondern in Anlehnung an natürliche Donau-Inseln aus flusseigenem Grobkies aufgebaut werden sollen. Damit würden sie natürlichen Strukturen ähneln und die für den Fluss typische Veränderlichkeit behalten. Positive Beispiele hierzu gibt es bereits aus Österreich." Auch die vorhandenen Uferversteinungen sollten möglichst großflächig zurückgebaut werden. "Das hätte auch Vorteile für den Hochwasserschutz", erklärt Kestel.

Die Verbände schlagen vor, die Details der Verbesserungsvorschläge z.B. an einem "Runden Tisch" parallel zum offiziellen Verfahren weiter zu diskutieren. Die Wasser- und Schiffahrtsverwaltung betreibt das Genehmigungsverfahren mit besonderem Nachdruck, weil gleichzeitig mit dem Ausbau der Wasserstraße die Verbesserung des Hochwasserschutzes in der Region planfestgestellt werden soll. Auch wenn der Bau von neuen Deichen zum Schutz der Siedlungen unstrittig ist, legen die Naturschutzverbände doch besonderen Wert auf den natürlichen Wasserrückhalt. "Dafür müssen jetzt die ursprünglich für Staustufen und Seitenkanäle mit öffentlichen Geldern gekauften Grundstücke eingesetzt werden", fordert Weiger. Wo die Chance dafür bestehe, müssten Aueflächen vergrößert werden. "Wir müssen den Flüssen ihre Auen zurückgeben. Nur so können die in den letzten Jahrzehnten erheblich beschleunigten Hochwasserspitzen wieder abgebremst und entzerrt und damit die Hochwassergefahr für Unterlieger wie Passau entschärft werden", so Weiger.

Mit den Planungen und den Verbesserungsmöglichkeiten beschäftigt sich auch der Internationale Donaukongress, den der BUND Naturschutz am 6. und 7. Dezember in Niederalteich zum 23. Mal veranstaltet.


Die Stellungnahmen der Verbände sind unter www.bn-deggendorf.de zu finden,
die Planunterlagen stehen unter www.ast-sued.gdws.wsv.de/aktuelles/bekanntmachungen/index.html zum Download.

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Quelle:
Presseinformation, 10.11.2014
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2014