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ATOM/194: Halbwertzeit - unvollständig ... (Brokdorf-akut)


Initiative Brokdorf-akut - Pressemitteilung vom 17.01.2019

Das Drama mit den Rostfässern ist noch nicht beendet.

Zur Medieninformation des Umweltministers vom 17.1.2019 äußert sich Brokdorf-akut.


Auch wenn die Kavernen im AKW Brunsbüttel fast geleert sind, so ist doch der hoch verstrahlte Wasserdampfabscheider in Kaverne 6 verblieben und die Kavernen 1 und 3 wurden wieder versiegelt, ohne dass deren Böden aus Strahlenschutzgründen gereinigt werden konnten.

Diese zusätzlichen Massen an aktiviertem und kontaminierten Material fehlen in der Auflistung des Sicherheitsberichts, der als eine der Unterlagen für die am 21.12.2018 erteilte Rückbaugenehmigung diente. Die Menge an radioaktivem Abfall, der beim Rückbau anfällt, erhöht sich also (ähnlich wie im AKW Stade) gegenüber dem Antrag von Vattenfall.

Umweltminister Albrecht behauptet in seiner PE von heute (17.1.2019), im Laufe der Bergungsarbeiten sei es nicht zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen für beteiligte Personen (also diejenigen, welche die Bergung der Fässer und Reinigung der Kavernen 2 und 4 erledigen mussten) gekommen. Schon im Physikunterricht haben wir gelernt, dass zwischen einer radioaktiven Bestrahlung und dem ersten Auftreten von Gesundheitsbeeinträchtigungen Jahre bis Jahrzehnte liegen können.

Und wenn der Umweltminister feststellt, eine angemessene Sicherheitskultur sei bei allen Beteiligten auf einem guten Weg, dann muss Brokdorf-akut energisch widersprechen; denn die Atomaufsichtsbehörde fällt nicht darunter. Die hat (PE vom 21.12.2018) behauptet, eine weitere Reduzierung der Ableitung radioaktiver Stoffe über den Schornstein und das Abwasser habe sich nicht mit dem geltenden Strahlenschutzrecht vereinbaren lassen.

Diese Position missachtet das Minimierungsgebot.

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Quelle: Initiative Brokdorf-akut, 17.01.2019
E-Mail: info@brokdorf-akut.de
Internet: www.brokdorf-akut.de

Raute

ANHANG:

Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung Schleswig Holstein

Medien-Information - 17.01.2019

Kernkraftwerk Brunsbüttel: Bergung der rostigen Fässer aus den Kavernen beendet


BRUNSBÜTTEL/KIEL. Die Bergung der zum Teil stark verrosteten Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus den Kavernen des Kernkraftwerks Brunsbüttel (KKB) ist beendet. Das teilte die schleswig-holsteinische Atomaufsichtsbehörde (Energiewendeministerium) heute (17. Januar) in Kiel mit. "Auf dem langen Weg zum endgültigen Atomausstieg können wir nach rund sieben Jahren eine bedauerliche Sonderetappe immerhin mit einem erfreulichen Ergebnis beenden: Obwohl viele der über 600 Fässer in den Kavernen durch Korrosion stark beschädigt waren, ist es im Laufe der Bergungsarbeiten nicht zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen für beteiligte Personen oder für die angrenzende Bevölkerung gekommen. Das ist dem Einsatz aller Beteiligten, auch der Betriebsmannschaft in Brunsbüttel, zu verdanken. Alle schwach- und mittelradioaktiven Abfälle werden in Zukunft endlagergerecht verpackt in oberirdischen Lagerstätten des Kernkraftwerks Brunsbüttel aufbewahrt. Der Zustand der Behälter wird kontinuierlich überwacht, bis ein Bundesendlager zur Verfügung steht. Kein Fass kommt mehr in eine Kaverne", sagte Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht bei einem Besuch der Lagerstätten für die radioaktiven Abfälle im Kernkraftwerk Brunsbüttel.

Der Erfolg der Bergung dürfe aber niemals die Defizite vergessen machen, die dazu geführt haben, dass Bergungsmaßnahmen überhaupt notwendig geworden seien, so der Minister. Er erinnerte an die umfangreiche Aufarbeitung und die daraus in Schleswig-Holstein im "Korrosionsbericht" gezogenen Konsequenzen, die über die schleswig-holsteinischen Landesgrenzen hinaus Beachtung erfahren haben. Erfreulicherweise, so Albrecht, habe seit einiger Zeit ein Umdenken im Umgang mit radioaktiven Abfällen eingesetzt. "Es kommt darauf an, nach dem Abschalten der Kernkraftwerke den Fokus auf sicheren Abbau und geordnete Entsorgung zu richten. Die gesetzlichen Voraussetzungen hierfür sind in Deutschland vorhanden und werden kontinuierlich weiterentwickelt. Die Entwicklung einer angemessenen Sicherheitskultur sehe ich bei allen Beteiligten immerhin auf einem guten Weg. Das betrifft sowohl die Nutzung geeigneter vorhandener und noch neu zu errichtender Zwischenlagerstätten als auch die Schaffung geeigneter Endlager. Das gemeinsame Interesse liegt dabei nicht in schnellen oder kostengünstigen Lösungen, sondern in höchstmöglicher Sicherheit", ergänzte Albrecht.

Kaverne 6, die letzte noch von Fässern zu räumende Lagerstätte, hatte noch einmal eine besondere Herausforderung für das Kraftwerkspersonal, aber auch für die Angehörigen der Atomaufsichtsbehörde und der von der Behörde beauftragten Sachverständigenorganisation dargestellt. In dieser Kaverne hatten sich besonders viele und besonders schwer handhabbare Fässer befunden. Zudem war das Inventar dieser Kaverne vor Aufnahme der Bergungsmaßnahmen nicht vollständig einsehbar gewesen.

Hintergrund:

In den sechs unterirdischen Lagerstätten (Kavernen) des Kernkraftwerks Brunsbüttel hatte die Betreibergesellschaft ursprünglich 632 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aufbewahrt. Es handelte sich überwiegend um Filterharze und Verdampferkonzentrate aus dem Leistungsbetrieb, der im Jahre 1977 begonnen hatte. Die Betreibergesellschaft hatte damit gerechnet, diese Abfälle bereits Mitte bis Ende der 1990er-Jahre in das bundesweite Endlager Schacht Konrad bei Salzgitter verbringen zu können. Das Lager steht jedoch bis heute noch nicht zur Verfügung.

Im Januar 2012 hatte eine Sachverständige der Atomaufsichtsbehörde Korrosionserscheinungen an einem der Fässer festgestellt. Integrität und Tragfähigkeit der Fassstruktur hatte die Atomaufsichtsbehörde daraufhin auch in Bezug auf alle anderen Fässer in den Kavernen in Zweifel gezogen. Tatsächlich ergaben die daraufhin durchgeführten Inspektionen, dass zahlreiche weitere Fässer zum Teil stark beschädigt waren. Nach umfangreichen Inspektionsmaßnahmen - unter anderem unter Einsatz einer speziell angefertigten Kamera - und der Entwicklung von angepasster Bergungstechnik und eines speziellen Konzeptes hatte 2016 die Bergung begonnen.



Weitere Informationen

Hintergrundinformationen zu den Kavernen des Kernkraftwerks Brunsbüttel (PDF 897KB, Datei ist nicht barrierefrei)
https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/V/Presse/PI/Dokumente/190117_Hintergrund_Kavernen_Brunsbuettel.pdf?__blob=publicationFile&v=1

Fragen und Antworten zum Fund korrodierender Stahlblechfässer mit schwach- bis mittelradioaktiven Abfällen im Kernkraftwerk Brunsbüttel
https://www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/R/reaktorsicherheit/faqStahlblechfaesser.html

URL: https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/V/Presse/PI/2019/0119/190117_Kavernen_Brunsbuettel.html

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Quelle:
Medien-Information 17.01.2019
Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und
Digitalisierung Schleswig-Holstein
Mercatorstraße 3, 24106 Kiel
E-Mail: pressestelle@melund.landsh.de
Internet: www.schleswig-holstein.de/melund


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Januar 2019

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