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FORSCHUNG/367: Wärmeeintrag ins Grundwasser und dessen Nutzung (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 963 vom 02. Jan. 2011 - 30. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Wärmeeintrag ins Grundwasser - wie viel hält der Grundwasserleiter aus?


"Das Grundwasser unter großen Städten ist nach neuen Forschungserkenntnissen in den vergangenen Jahrzehnten stetig wärmer geworden. Die Temperatur liege bis zu fünf Grad höher als im Umland", teilte das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) lt. dpa am 22.12.10 mit. Ursachen seien dicht stehende Gebäude, versiegelter Boden, Fabriken und Straßenverkehr, die die Metropolen insgesamt erhitzen. In dieser Entwicklung sehen die Wissenschaftler auch eine Chance: "Unter den Städten schlummern enorme Heizquellen", zitierte dpa die KIT-Wissenschaftler. Nach Berechnungen der Karlsruher Forscher würde die Absenkung der Grundwasser-Temperatur um zwei Grad ausreichen, um etwa den Wärmebedarf einer Stadt wie Köln für mehr als zweieinhalb Jahre zu decken. "Diese Energie ließe sich beispielsweise mit Erdwärmepumpen effizient zum Heizen im Winter und zum Kühlen im Sommer nutzen." In Megastädten wie Shanghai und Tokio könne das Grundwasser sogar Heizwärme für mehrere Jahrzehnte liefern.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Grundwassertemperaturen bei der zunehmenden Verstädterung weiter ansteigen werden. Die Messungen wurden von Forschern aus Karlsruhe, der Schweiz und Kanada sowohl in Köln als auch im kanadischen Winnipeg organisiert. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift «Environmental Research Letters» veröffentlicht.

Bei der Euphorie über die nutzbaren Energieressourcen im urbanen Grundwasser wird allerdings vernachlässigt, dass derzeit schon ein Wildwuchs bei Erdwärmebohrungen herrscht. Durch Tausende von oft nicht sachgerecht angelegten Bohrungen wird allerorten das Grundwasser angebohrt. Unkontrollierbare Schadstoffeinträge sind damit vorprogrammiert (s. RUNDBR. 917/4). Und selbst wenn alle Bohrungen nach dem Stand der Technik vorgenommen würden: Eine weiter ansteigende Zahl von Wärmeeinträgen ins Grundwasser bei der sommerlichen Kühlung von Gebäuden mittels Wärmepumpen birgt die Gefahr einer zunehmenden thermischen Belastung des Grundwassers (s. 931/4). Erhöhtes mikrobielles Wachstum und unerwartete chemische Reaktionen im Grundwasserleiter können die Folge sein. Im Extremfall könnte der Grundwasserleiter "verblocken". Es zeichnet sich deshalb bereits jetzt ab, dass für intensiv genutzte Grundwasserleiter unter den Städten ein ganzheitlich angelegtes Temperaturmanagement erforderlich werden könnte. Wir haben uns randständig an einem Forschungsantrag beteiligt, bei dem diesen Fragen näher nachgegangen werden soll.


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 963/2011
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. April 2011