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MELDUNG/025: VSR-Gewässerschutz warnt nach aktueller Messfahrt vor geplanter Elbvertiefung (VSR)


VSR-Gewässerschutz e.V. - 21. Mai 2012

VSR-Gewässerschutz sieht nach der aktuellen Messfahrt eine Mißachtung der Oberflächengewässerverordnung und Meeresstrategierichtlinie bei der geplanten Elbvertiefung



Aktuelle Messungen vom VSR-Gewässerschutz belegen, dass die Nitratbelastung der Elbe immer noch zu hoch ist und es im Sommer dadurch zwangsläufig zu einem erhöhten Algenwachstum kommt. In der für die großen Containerschiffe tiefer gebaggerten Elbe fehlt den eingeschwemmten Algen das Licht, sie sterben ab und zersetzen sich unter erheblichen Sauerstoffverbrauch. Es kommt dadurch immer wieder zu einem erheblichen Sauerstoffmangel und hieraus resultierendem Fischsterben. Durch eine weitere Vertiefung, damit die riesigen Schiffe auch tideunabhängig den Hamburger Hafen erreichen können, drohen noch mehr Sauerstofflöcher wie bisher. Die Wasserrahmenrichtlinie (Wrrl) fordert einen guten Zustand der Gewässer und die 2011 verabschiedete Oberflächengewässerverordung schreibt für diese Forderung die Funktionsfähigkeit des Ökosystems vor.

Der VSR-Gewässerschutz erwartet, dass Gesetze, die erst 2011 zum Schutze der Flüsse und Meere abgeschlossen wurden, beachtet werden. Sie stellen Anforderungen an den Zustand der Elbe und des angrenzenden Meeres, die durch die geplanten Elbvertiefungen nicht eingehalten werden können. Der VSR-Gewässerschutz führte im April eine Messfahrt auf der Elbe von Magdeburg bis Wedel bei Hamburg durch. Nach den Vorgaben der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) dürfte das Elbewassser für den geforderten guten Zustand höchstens 11 mg/l Nitrat aufweisen. Die Elbe wies aber an allen Beprobungsstellen eine höhere Nitratbelastung auf. Zwischen Magdeburg und Havelberg wurden die höchsten Nitratkonzentrationen von über 15 Milligramm pro Liter (mg/l) festgestellt. Erst durch den Zufluss der Havel verringerte sich der Wert auf 12 mg/l. Die Belastung erhöhte sich dann bis Bleckede leicht auf 13,2 mg/l. Danach sank die Nitratbelastung wieder auf 11 bis12 mg/l. In Wedel stellten die Umweltschützer allerdings wieder einen Anstieg auf fast 13 mg/l fest.

Der Sauerstoffgrenzwert der LAWA liegt bei 6 mg/l. Dieser wurde in der Elbe in Hamburg in den letzten Jahren häufig stark unterschritten, was dann zu einem Fischsterben führte. Die 2011 verabschiedete Oberflächengewässerverordung schreibt für einen guten Zustand der Flüsse vor, dass die Zusammensetzung der Fischfauna und die der Kleinstlebewesen nur geringfügig von dem im Gewässer typspezifischen Vorkommen abweichen darf. Stattdessen stellt die Elbe in Hamburg für die Fische bei ihrer Wanderung bei einem Sauerstoffmangel ein unüberwindbares Hindernis dar. Auf diese Weise sinkt bereits heute der Fischbestand in der Niederelbe ab. Durch eine weitere Vertiefung von 130 Kilometern bis zur Mündung vergrößert sich der Bereich, in dem es für die Fische zu tödlichen Barrieren kommt.

Doch die Nitrate befinden sich nicht nur im Elbewasser, sondern werden über die Jahre auch in den Sedimenten eingelagert. Durch die Ausbaggerung werden diese deponierten Nährstofffrachten aus den Sedimenten freigesetzt und mit der Strömung in die Nordsee transportiert. Dies bedeutet eine zusätzliche Erhöhung des Phosphat- und Nitrateintrags. Der VSR-Gewässerschutz stellte schon vor Jahren im Rahmen von Messfahrten auf dem Main fest, dass Ausbaggerungen mit enorm hohen Nitratkonzentrationen im Flusswasser einhergehen. Die 2011 verabschiedete Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie sieht aber vor, dass bis 2020 die Stoffeinträge schrittweise vermindert werden, die zu einer nachteiligen Auswirkung auf die Meeressysteme und die biologische Vielfalt führen. Die hohen Nitrateinträge, die über die Elbe in der Nordsee eingetragen werden, tragen nachweislich zur Eutrophierung und zur Beeinträchtigung der Artenvielfalt bei. Daher sind die zuständigen Bundesländer wie Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg gefordert Maßnahmen zu ergreifen, um den Nitrateintrag über die Elbe in die Nordsee zu verringern. Stattdessen beschließen diese Bundesländer die Ausbaggerung der Elbe auf einer Strecke von über 130 Kilometer. Hiermit werden über einen langen Zeitraum Nährstoffe frei, die in der Nordsee zur weiteren Eutrophierung führen.

Der VSR-Gewässerschutz spricht sich gegen eine Elbvertiefung aus. "Die Größe der Schiffe muss den jeweiligen Flüssen angepasst werden und nicht die Flüsse den Schiffen. Eine weitere Elbvertiefung ist durch die bereits vorliegenden Nitratbelastungen weder für die Ökologie in der Elbe noch in der Nordsee zu verantworten," so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende vom VSR-Gewässerschutz. Zur Reduzierung der Nitratbelastung in der Elbe müssen dringend die diffusen Einträge über die Landwirtschaft reduziert werden. Bei den Grundwasseruntersuchungen im Elbeeinzugsgebiet stellte der Verein in vielen Regionen eine zu hohe Nitratbelastung fest. In der vom VSR-Gewässerschutz erstellten Nitratkarte wurden die Messergebnisse dargestellt.

Geldern, den 21. Mai 2012

Dipl.-Phys. Harald Gülzow
Pressesprecher

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Quelle:
Pressemitteilung vom 21.05.2012
VSR-Gewässerschutz
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Internet: www.VSR-Gewaesserschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Mai 2012