BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1115, vom 26. Aug. 2017, 36. Jahrgang
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)
Deutschland verschärft den Wasserstress anderenorts
Dass der virtuelle Wasserkonsum von Deutschland auch auf Kosten der
knappen Wasserressourcen in semiariden Ländern geht, ist in der
Wasserszene inzwischen ein Allgemeinplatz (s. RUNDBR. 1034/3). In
welchem Umfang wir die Grundwasserressourcen in anderen Ländern
strapazieren, hat jetzt aber erstmals ein Aufsatz in NATURE
quantifiziert. Danach ist weltweit die Menge an nicht erneuerbarem
Grundwasser ("fossiles Grundwasser"), das zu Bewässerung genutzt wird,
von 2000 bis 2010 um 22 Prozent angestiegen. Die KORRESPONDENZ
WASSERWIRTSCHAFT (KW) 5/2017, S. 259, fasst den NATURE-Aufsatz
weitergehend zusammen:
"Elf Prozent des übermäßig genutzten Grundwassers fließen in den
Bewässerungsanbau von international gehandelten Lebensmitteln.
Hauptexporteur von landwirtschaftlichen Produkten, die mit
nicht-erneuerbarem Grundwasser angebaut wurden, ist Pakistan."
Von dort stammen 29 Prozent des nicht erneuerbaren Grundwassers, das weltweit zum Anbau von international gehandelten Agarprodukten verwendet wird. In der Hitliste der virtuellen "Grundwasserexporteure" folgen die USA mit 27 Prozent und Indien mit 12 Prozent. Beim Import von nicht regenerativem Grundwasser steht China mit 9 Prozent an der Spitze, gefolgt von den USA und dem Iran. "In Deutschland liegt dieser Wert immerhin bei 2,5 Prozent und damit deutlich über dem Anteil der Deutschen an der Weltbevölkerung", schreibt die KW.
[Wir haben nachgerechnet: 80 Mio. Deutsche machen etwas mehr als 1 Prozent der Weltbevölkerung aus. Und obwohl Deutschland als regen- und wasserreiches Land gilt, beanspruchen wir über die eigene Grundwasserförderung hinaus durch unseren Konsum an Importlebensmitteln und biogenen Rohstoffen auch noch 2,5 Prozent der nicht regenerierbaren Grundwasserressourcen anderenorts.]
In der Zusammenfassung des NATURE-Aufsatzes "Groundwater depletion embedded in international food trade" listet die KW auch die international gehandelten Produkte auf, in denen das meiste nicht-erneuerbare Grundwasser steckt. Das Ranking wird angeführt vom Reis mit 29 Prozent. Dann folgen Weizen mit 12%, Baumwolle mit 11%, Mais mit 4% und Sojabohnen mit 3%. (Mehr zum virtuellen Wasser in den BBU-WASSER-RUNDBRIEFEN Nr. 1053/S.3-4, 1027/1, 1000/1-4, 986/2, 958/4 906/3, 900/3, 881/1-2, 855/4, 823/2-3, 814/1 und 806/1.)
Diese Position vertritt der Direktor der Universität Hohenheim. Der
Agrarökonom Prof. Dr. Stephan Dabbert fordert, dass der Umgang mit den
fossilen Grundwasserressourcen "sehr viel vorsichtiger erfolgen
(müsse) als der mit erneuerbarem Wasser". In einem Interview mit dem
ALNATURA MAGAZIN 8/2017, S. 46-47, beklagt der Uni-Chef, dass in der
landwirtschaftliche Praxis die Nutzung der fossilen
Grundwasserressourcen "dem Gedanken einer ökologisch sensiblen
Agrarproduktion derzeit oft widersprechen" würde - und weiter:
"Der Handel kann Nachweise fordern, dass die grundlegenden
Reossourcenanforderungen bei der Produktion der Erzeugnisse
eingehalten worden sind."
*
Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1115
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU),
Rennerstr. 10, 79106 Freiburg i. Br.
Tel.: 0761 / 27 56 93, 456 871 53
E-Mail: nik[at]akwasser.de
Internet: www.akwasser.de, www.regioWASSER.de
Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF kann abonniert werden durch Voreinzahlung
von 30 Euro für 30 Ausgaben auf das Postbankkonto Arbeitsgruppe
Wasser, Kto-Nr. 41952 757, Postbank Klrh., BLZ 660 100 75.
Meinungsbeiträge geben nicht in jedem Fall die Position des BBU
wieder!
Die Weiterverwendung der Informationen in diesem RUNDBRIEF ist bei
Quellenangabe (!) erwünscht!
© Freiburger Ak Wasser im BBU
veröffentlicht im Schattenblick zum 12. September 2017
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang