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MELDUNG/161: Salzach - Verstromung statt naturnaher Hochwasserrückhalt (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1129 vom 01. Okt. 2018, 37. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Salzach: Verstromung statt naturnaher Hochwasserrückhalt


Nicht ohne Grund hatte der Bundesarbeitskreis Wasser des BUND vom 15. bis 17. Juni 2018 seine diesjährige Klausurtagung in Burghausen an der Salzach durchgeführt. Die Salzach, die im unteren Bereich die Grenze zwischen Bayern und Österreich bildet, weist zwischen Niedrig- und Hochwasser eine enorme Schwankungsbreite auf. Als alpiner Gebirgsfluss kann die Salzach gewaltige Wassermengen zu Tal transportieren (s. Kasten). Bei Hochwasser melden in unregelmäßigen Abständen in den salzachanliegenden Dörfern und Städten ganze Straßenzüge landunter.

BUND und zahlreiche weitere Verbände sehen es deshalb als dringend geboten an, dass die in Dämme eingezwängte Salzach renaturiert wird: An den dazu geeigneten Flussabschnitten könnte dann aus Hochwasser wieder Breitwasser werden. Die Wiederanbindung der ehemaligen Auen an die Salzach war auch die Hauptforderung einer grenzüberschreitenden Kundgebung von österreichischen und bayerischen FlusschützerInnen am 17. Juni 2018 auf dem Marktplatz von Burghausen. Dort war das eindrucksvollste Referat vom Bürgermeister von Burghausen gehalten worden, für den schon in früher Kindheit die Salzach der Abenteuerspielplatz par excellence war. Hans Steindl konnte authentisch rüberbringen, warum die Pläne zur Verstromung der Salzach einfach nur bescheuert sind. Wie zu befürchten, hatte die Philippika des Bürgermeisters und zahlreicher weiterer KundgebungsrednerInnen bei der bayerischen Staatsregierung aber keinen großen Nachdruck hinterlassen. Im Gegenteil: Man wolle jetzt die schon seit langen in der Schublade liegenden Pläne zum Bau einer ganzen Kaskade von Wasserkraftwerken an dem deutsch-österreichischen Grenzfluss energisch umsetzen, hatte es aus München geheißen.

Mehr dazu aus der Sicht des BUND:
https://traunstein.bund-naturschutz.de/brennpunkte/salzach.html

Zur Hydrologie der Salzach siehe auch: BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1129 vom 01. Okt. 2018 Seite 3
https://de.wikipedia.org/wiki/Salzach

Drohender Sohldurchschlag: Kampf zweier Linien

Mit 225 km Länge ist die Salzach der längste Nebenfluss und mit einem mittleren Abfluss von etwa 250 cbm/s auch der wasserreichste Nebenfluss des Inn. Seit dem vorletzten Jahrhundert mussten Abflüsse von bis 2.500 cbm/s registriert werden. Durch die Begradigung der Salzach kam es zu einer Laufbeschleunigung, die ihrerseits wieder eine fortschreitende Eintiefung des Flussbettes zur Folge hatte. Da die schützenden Deckschichten weitgehend erodiert sind, droht jetzt ein Sohldurchschlag: Bei einem großen Hochwasser könnte die Salzach die inzwischen weitgehend ungeschützten Feinsand- und Seetonschichten metertief ausräumen. Die Stabilität von Ufermauern und Brückenpfeilern käme in akute Gefahr. Die Naturschutzverbände wollen mit einer Gerinneverbreiterung und einem Anschluss der ehemaligen Salzachauen an den Fluss dem entgegenwirken: Die breiter werdende Morphologie der Salzach würde die Fließgeschwindigkeit reduzieren, so dass wieder vermehrt Geröll im Salzachbett liegen bleiben würde. Die dadurch bedingte fortschreitende Aufhöhung des Salzachbettes würde der akuten Gefahr des Sohldurchschlags entgegenwirken. Demgegenüber sieht die bayerische Staatsregierung das Heil im Bau von Staustufen, die dann gleich noch zur Wasserkraftgewinnung genutzt werden könnten.

Für Zusatzstrom im Promillebereich die Salzach opfern?

Wegen der akuten Bedrohung der Salzach durch den vorgesehenen Wasserkraftausbau hatten sich mehrere Naturschutzverbände am 17.07.18 brieflich an den bayerischen Umweltminister, Dr. Marcel Huber (CSU), gewandt, um erneut gegen die Pläne zur Verstromung der Salzach zu protestieren. Der dringend erforderliche Hochwasserrückhalt könne durch die "Naturflussvariante" schnell und kostengünstig realisiert werden.

"Das Verspielen dieser natürlichen Hochwasserrückhalteräume an der abflussreichen Salzach würde gegen das oberste Hochwasser-Gebot 'Oberlieger schützt Unterlieger' verstoßen." Mit dem geplanten Bau von Wasserkraftanlagen wäre es nach Überzeugung der Naturschutzverbände kaum noch möglich, den "guten ökologischen Zustand" à la EG-Wasserrahmenrichtlinie in der Salzach zu erreichen. In dem Schreiben an den Umweltminister heißt es ferner:
"Die Stromgewinnung der drei angedachten Kraftwerke ist für den 'wirtschaftlichen Erfolg' Bayerns absolut nicht notwendig. Sie liegt weit unter einem Prozent des Gesamtstromverbrauchs in Bayern."


Mehr Infos aus Sicht des BUND:
https://traunstein.bund-naturschutz.de/brennpunkte/salzach.html

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1129
Herausgeber:
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2018

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