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MÄRCHENKOCH - KARTOFFEL/002: Schinken-Kartoffelpäckchen (SB)


DER BÖSE TEICH


Es war einmal eine Prinzessin, die war so schön und liebreizend, daß jedermann im ganzen Lande ihr gewogen war. Auch der Königssohn des benachbarten Königreichs hatte längst sein Herz an sie verloren. Sobald der Frühling ins Land kam, wollte er um ihre Hand anhalten.

Doch am Hofe des Könissohnes lebte auch die ehrgeizige Tochter eines Markgrafen, die sich in den Kopf gesetzt hatte, um jeden Preis Königin zu werden. Wohl war auch sie von schöner Gestalt, aber es fehlte ihr an Frohsinn und Liebreiz, um sich mit der Prinzessin messen zu können. Als der Grafentochter zugetragen wurde, daß der Königssohn nicht sie, sondern die Prinzessin des Nachbarlandes zur Frau begehrte, erbleichte sie vor Zorn. Und weil sie sich auf allerlei dunkle Künste verstand, nahm sie sich vor, die Hochzeit zu vereiteln.


*


Als die Prinzessin am nächsten Morgen erwachte und vor den Spiegel trat, um ihr goldenes Haar aufzustecken, erschrak sie beinahe zu Tode. Das Spiegelbild zeigte ihr eine verrunzelte, weißhaarige, uralte Frau. Über Nacht war sie zu einer Greisin geworden und hatte doch das zwanzigste Lebensjahr noch nicht erreicht. Die Grafentochter hatte einen bösen Zauber über sie verhängt. Im ersten Schrecken wollte die Prinzessin um Hilfe rufen, doch dann besann sie sich. Wer sollte ihr glauben, daß sie in Wahrheit die schöne, junge Prinzessin war? Sicherlich würde man sie für eine betrügerische alte Vettel oder eine diebische Landstreicherin halten, die in die Gemächer der Prinzessin eingedrungen war. Die Wache würde sie in den Turm werfen, und wer dort erst einmal saß, erblickte das Sonnenlicht so bald nicht mehr.

In ihrer Verzweiflung hüllte sich die Prinzessin in eine graue Decke und stahl sich, barfüßig wie sie war, über eine Hintertreppe aus dem Schloß. Dann lief sie, so schnell ihre alten Beine sie trugen, in den großen wilden Wald hinein, der gleich hinter dem Schloßgarten begann.

Nachdem der König und seine Ritter die Prinzessin trotz tagelanger Suche nicht gefunden hatten, wurde die Vermutung laut, sie wäre beim Spazierengehen von einem wilden Tier verschlungen worden. Und das ganze Land fiel mit dem König in tiefe Trauer.

Die Prinzessin aber war tief in den wilden Wald hineingelaufen und hatte schließlich in einer alten, verlassenen Köhlerhütte Schutz gesucht. Verborgen vor den Augen der Welt wollte sie dort ihr Dasein fristen. Sie lebte von Beeren, Nüssen und allem, was der Wald ihr bot. Die munteren Eichhörnchen, emsigen Spechte und scheuen Rehe waren ihre einzige Gesellschaft. Aber die Prinzessin verzagte nicht. Nur wenn sie an den jungen Königssohn dachte, dem sie in Liebe zugetan war, wurde ihr jedesmal weh ums Herz.

In dem Wald aber, dort wo er am tiefsten war, gab es ein dunkles Wasser, das von allen, die einmal in seine Nähe gekommen waren, nur "der böse Teich" genannt wurde. Wenn man an die Ufer dieses Wasser trat, packte einen das Grauen, so daß selbst die Mutigsten entsetzt die Flucht ergriffen. Was es in den Wassern des Teiches zu sehen gab, war so böse, daß niemand den Anblick lange ertrug. Manch einer glaubte fest daran, daß sich direkt unter der Oberfläche des schwarzen Wassers das Tor zur Hölle befand.


*


Einige Wochen, nachdem die Prinzessin in den Wald geflohen war, kam die boshafte Tochter des Markgrafen zu der Köhlerhütte geritten, denn sie hatte in ihrem Zauberglas das Versteck der Prinzessin aufgespürt. Nun wollte sie sich vergewissern, ob ihr Zauber noch wirkte. Als sie der alten, in Lumpen gehüllten Frau ansichtig wurde, lachte sie triumphierend auf und höhnte: "Das also ist Prinzessin Liebreiz, an die unser Königssohn sein Herz verloren hat! Wenn ich ihn tröste, wird seine Trauer schon bald vergehen. Ich werde ihn zu umgarnen wissen, damit er mich statt deiner zu seiner Frau macht. Und wenn das alte Königspaar erst tot ist, werde ich Königin sein!" So trieb sie Spott mit der armen Prinzessin, bis sie dessen müde wurde. Da gab sie ihrem Pferd die Sporen und sprengte davon.

Die Prinzessin aber stand wie gelähmt und konnte sich lange Zeit nicht rühren. So viel Boshaftigkeit in eines Menschen Herz durfte es doch nicht geben! Sie mußte die Quelle dieses Übels aufspüren und zum Versiegen bringen. Daher faßte sie den Entschluß, dem Bösen dort entgegenzutreten, wo es seinen Ursprung hatte: in den Tiefen des bösen Teiches. Dorthin wollte sie gehen und dem Bösen unverwandt ins Angesicht blicken, so daß es entweder zurückwich oder aber auch ihre Seele verdarb.

Noch am selben Tag machte sie sich auf zu dem dunklen Wasser. Und je näher sie dem Teich kam, umso stiller wurde es um sie her. Kein Vogel sang, keine Waldmaus huschte munter durchs Unterholz, selbst dem Wind schien dieser Ort nicht geheuer zu sein. Dennoch schritt die Prinzessin tapfer voran, bis sie endlich am Ufer des Teiches angelangt war. Sie schaute aber nicht auf die grauenerregenden Bilder, die sich ihr von der dunklen Oberfläche entgegendrängten, sondern watete entschlossen in das Wasser hinein, bis es schließlich ganz über ihrem Kopfe zusammenschlug.

Im selben Augenblick, als sie untertauchte, wußte die Prinzessin, daß sie nicht in die Hölle geraten war. Es wurde ihr wunderbar leicht ums Herz und eine nie gekannte Freude stieg in ihr auf. Alle Bösartigkeit der Welt war an der Wasseroberfläche zurückgeblieben. Nun erkannte sie auch, daß der Teich ein Spiegel war, dessen Oberfläche die bösen Taten und Gedanken der Menschen zurückwarf. Was ihn so furchtbar erscheinen ließ, war nicht aus ihm aufgestiegen, sondern war der Widerschein der Menschenwelt.

Weil nichts Böses bis in die Tiefe des Teiches vordringen konnte, blieb auch der Zauber, der die Prinzessin in eine Greisin verwandelt hatte, an der Oberfläche zurück. Als sie wieder aus dem Wasser stieg, war sie so jung und schön wie zuvor. Und weil sie beim Untertauchen einen Schluck von dem wundersamen Wasser getrunken hatte, konnte keine Krankheit und kein böser Fluch ihr je wieder etwas anhaben.

So kehrte denn die Prinzessin zum Schloß ihres Vaters zurück, wo sie mit großer Freude empfangen wurde. Der König ließ in der Schloßküche für alle Untertanen, die zu dem großen Fest kamen, knusprige Schinkenpäckchen backen, die so köstlich dufteten, daß einem das Wasser im Munde zusammenlief. Sie wurden von drallen Mägden verteilt und man sah allerorten die Menschen fröhlich Schmausen. Im Schloßhof tanzte und jubelte das Volk ganze drei Tage lang.


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Unterdessen hatte auch der Königssohn aus dem Nachbarreich von der Rückkehr der Prinzessin erfahren und sich unverzüglich zu ihr auf den Weg gemacht. Vergessen war die Grafentochter, die unermüdlich versucht hatte, ihn für sich zu erringen. Sein Herz hatte immer nur der Prinzessin gehört. Und jetzt war er fest entschlossen, nie mehr von ihrer Seite zu weichen.

Die böse Grafentochter aber schaute in ihr Zauberglas und sah darin, wie die Prinzessin als alte Frau in den dunklen Teich stieg und als liebreizendes junges Mädchen wieder herauskam. Auch spürte sie genau, daß die Prinzessin von nun an gegen jeden bösen Zauber gefeit war. "Das muß ein magischer Jungbrunnen sein!" rief sie aus und befahl dem Knecht, sofort ihr Pferd zu satteln. Denn wegen der vielen bösen Gedanken hatte ihr jugendliches Aussehen schon vor der Zeit sehr gelitten, was sie mit Hilfe von allerlei Farben und Tinkturen zu verbergen suchte. Da kam ihr nun ein Jungbrunnen gerade recht.

So ritt also die Grafentochter zu dem Teich in den wilden Wald. Als ihr Pferd nicht mehr weitergehen wollte, stieg sie ab und mühte sich zu Fuß durch das Unterholz. Weil ein furchtbares Grauen sie beschlich, wäre sie am liebsten umgekehrt, doch sie nahm all ihren Mut zusammen und ging immer weiter. Schließlich stand sie am Ufer des Teiches und blickte auf die flimmernde Oberfläche hinab. Dort sah sie all die Bösartigkeit der Welt und auch der Zauber, mit dem sie die Prinzessin belegt hatte, grinste ihr als abscheuliche Fratze entgegen. Der Anblick war so schrecklich, daß sie mit einem gellenden Aufschrei zurückwich. Nein, sie konnte es nicht über sich bringen, in dieses gräßliche Wasser zu steigen. Unverrichteter Dinge mußte sie wieder fortreiten.

Erst als sie zu Hause in ihren Spiegel blickte, sah sie voller Entsetzen, daß ihr Haar durch den grauenerregenden Anblick des Teiches schlohweiß geworden war. Da gab sie all ihre bösen Pläne auf, verließ den Hof des Prinzen und kehrte niemals mehr dorthin zurück. Der Prinz aber heiratete seine Prinzessin und sie lebten glücklich zusammen bis an ihr Ende.


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SCHINKEN-KARTOFFELPÄCKCHEN
(für 2 Personen)

500 g Kartoffeln
300 g Zwiebeln
100 g fetten Speck
150 g Räucherschinken
150 g grob gehobelten Gouda
1 gstr. TL Paprikapulver
2 Msp. schwarzer Pfeffer
Salz
Butter zum Einfetten
Aluminiumfolie


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Die Kartoffeln waschen, sorgfältig abbürsten, mit Küchenkrepp trocknen und in gut 1 cm dicke Scheiben schneiden. Die Kartoffelscheiben auf der einen Seite mit Salz und Pfeffer bestreuen.

Die Zwiebeln in dünne Ringe schneiden.

Speck und Schinken würfeln (ungefähr 1 cm groß) und mit dem Paprikapulver bestreuen. Beiseitestellen.

Zwei quadratische Stücke Aluminiumfolie (ca. 40x40 cm) ausschneiden und die glänzende Seite großzügig mit Butter bestreichen (einen schmalen Rand aussparen). Nun zuerst die Kartoffeln, dann die Zwiebelringe, Schinken, Speck und den gehobelten Käse jeweils in einem Quadrat in der Mitte der Folie übereinanderschichten, so daß man durch Verschließen der Folie zwei viereckige Päckchen erhält.

Die beiden Päckchen bei 200 °C im vorgeheizten Backofen etwa 30 Minuten backen. Um festzustellen, ob die Zutaten wirklich gar sind, sticht man mit einer Nadel durch die Folie hindurch. Sind die Kartoffelscheiben gar, kann man die Päckchen servieren. Sie lassen sich übrigens aus der Hand essen und schmecken auch kalt ganz köstlich!


Erstveröffentlichung am 4. Mai 1998

7. September 2007