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ERSTAUFLAGE/850: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2856 (SB)


Verena Themsen

Spiegeljunge

Perry-Rhodan-Heft Nr. 2856


Dies ist die Geschichte von Germo Jobst, auf den Atlan im Tamanium des Jahres 2577 NGZ gestoßen ist, als er auf seinem Weg in die Jenzeitigen Lande aus der Synchronie gerissen wurde und mit der ATLANC in eine Welt eingetaucht ist, in der tausend Jahre in der Zukunft das Tamanium herrschte, geleitet von dem geheimnisvollen Matan, der sein lemurisches Friedensreich durch Unterdrückung und mentale Manipulation aufrecht erhielt.

Germo Jobst weiß nicht, wer er wirklich ist. Seine Erinnerungen wurden manipuliert. Er erinnert sich daran, daß er als Waise namens Halin Evorett in dem Kinderheim Wanderflußhaus aufwuchs. Dort gab es einen Jungen namens Germo, der sein Freund wurde. Tatsächlich ist Halin aber das Kind eines Ehepaares, das gegen das Tamanium agierte und von den Friedenswächtern (der Geheimpolizei) so in die Enge getrieben wurde, daß es im Beisein des sechsjährigen Halin Selbstmord beging, um nicht festgenommen und gefügig gemacht zu werden. Halin gelang damals die Flucht und er schloß sich einer Bande von Straßenkindern an, deren Führer ein älterer Junge namens Germo war.

Seiner Erinnerung zufolge hatte die Oberin einer Mutantenschule seine Gehirnwellen gemessen, worauf er für würdig befunden worden war, im Hort der Geistesblüte aufgenommen zu werden und einen Induktor eingepflanzt zu bekommen, der seine latent vorhandenen Psi-Fähigkeiten stimulieren sollte. Tatsächlich war das Versteck der Straßenkinder-Bande von Friedenswächtern ausgehoben und alle Kinder verschleppt worden, vielleicht sogar getötet.

Halin landet jedenfalls wirklich im Hort der Geistesblüte, wo ihm der Induktor in die Schulter eingepflanzt wird. Von Anfang an leidet er unter Alpträumen, in denen die verdeckten Erinnerungen an den Selbstmord seiner Eltern lebendig werden. Er kann diese Alpträume nicht einordnen und weiß auch nicht, wie er mit dem Induktor umgehen soll. Selbst im wachen Zustand steigen Erinnerungen beispielsweise an Germo in ihm auf, die mit starken Kopfschmerzen einhergehen. Er erleidet Anfälle, in denen er von dem Gefühl gequält wird, Schuld am Tod seiner Freunde zu sein.

Außerdem muß er sich gegen andere Kinder behaupten, die bereits ausgeprägte Psi-Fähigkeiten haben und ihn ihre Überlegenheit spüren lassen. Er hat nur zwei Freunde: den 16jährigen Lukio-Varin, der wie Halin Schwierigkeiten mit seinem Induktor hat, und Iraide, die 14jährige Suggestorin, die sich von Anfang an um Halin kümmerte und ihn mit Lukio bekannt machte. Die drei verbringen ihre Zeit meist zusammen. Lukio hält ihn dazu an, mit dem Induktor zu experimentieren, ihn ein- und auszuschalten. Halin entdeckt, daß er die Stimmungslagen anderer Menschen erfassen kann und merkt, wo sie sich befinden, wenn sie in der Nähe sind.

Doch die Anfeindungen besonders einer Gruppe älterer Kinder, die sich als Elite-Mutanten betrachten, lassen nicht nach. Halin läßt sich nichts gefallen und handelt sich durch seine freche Klappe immer wieder Ärger ein. Als er sich offen über seinen ersten Erfolg freut, wird er von Rudnar, dem rücksichtslosesten seiner Gegner, brutal verprügelt. Danach zieht sich Halin in sich zurück und schult seine Fähigkeiten im Geheimen.

Rudnar läßt nicht nur Halin seine Überlegenheit spüren, sondern auch andere, noch jüngere und hilflosere Kinder. Bei einem Badeausflug traktiert der telekinetisch veranlagte Junge andere Kinder mit Wasserkugeln, bis Halin es nicht mehr erträgt und aus einem Versteck heraus gegen Rudnar vorgeht. Die Wasserkugeln zerplatzen in der Luft, ohne nennenswerten Schaden anzurichten. Eine richtet sich sogar gegen Rudnar selbst. In Rudnars Bande gibt es ein Mädchen, das Psi-Aktivitäten abschirmen und orten kann. Sie findet heraus, wer ihrem Anführer so übel mitgespielt hat. Rudnar und zwei seiner Kumpane stürmen den Gemeinschaftsraum Halins und seiner beiden Freunde und setzen den dreien übel zu. Sie wollen Halin dazu zwingen, seine Fähigkeiten zu offenbaren. Als ein Junge, der mit bloßen Händen starke Verbrennungen hervorrufen kann, Iraides Gesicht verbrennen will, verliert Halin die Beherrschung. Er setzt seine Fähigkeit, Flüssigkeiten zu manipulieren, gegen Rudnar ein, unterbindet seinen Blutfluß und löst bei ihm einen Herzstillstand aus. Weil Halin nicht will, daß Rudnar stirbt, teleportiert er mit ihm in die Medostation. Auch die Aufsichtspersonen wissen nun, zu was er in der Lage ist.

Halin zieht sich noch mehr in sich zurück. Als sein Freund Lukio-Varin stirbt, nachdem sein Induktor modifiziert worden ist, arbeitet er fieberhaft daran, seine Fähigkeiten zu vervollkommnen und zu fliehen. Er will mit dem Hort der Geistesblüte nichts mehr zu tun haben. Sie haben Lukio umgebracht, um ihre Technologie zu testen. Wer sagt, daß er nicht der nächste sein wird?

Mit einem Frachter landet er im abgelegenen Retilonsystem auf dem Mond Maiter, auf dem hauptsächlich Minenarbeiter leben. Hier werden Hyperkristalle abgebaut und der Strahlungshintergrund verdeckt eine mögliche Reststrahlung seines Induktors. Halin schlägt sich auf der Straße durch, wird von einer Kinderbande brutal zusammengeschlagen, weil er etwas gestohlen hatte, und von einem fast erwachsenen Mädchen namens Gula Jobst aus seiner mißlichen Lage befreit. Sie bringt ihn zu ihrer Mutter Patiri. Als diese nach seinem Namen fragt, nennt er sich Germo. Er wird in die Familie Jobst aufgenommen und arbeitet sich gut in den Minenbetrieb ein. Bald kann er überall einspringen, wenn jemand gebraucht wird.

Nach einem Jahr hat er das Gefühl, weiterreisen zu müssen. Die Gefahr irgendwann doch entdeckt zu werden, wächst, je länger er an einem Ort bleibt. Bei einer Kontrolle würde seine mentale Strahlung auffallen. Sein Zuckerman-Spektrum ist immer noch dasselbe, auch wenn er inzwischen größer geworden ist und nicht mehr so ausgehungert aussieht. Er forscht nach einer Möglichkeit, irgendwo anders Fuß fassen zu können. Er arbeitet sich immer tiefer in die Informationsstruktur Maiters und der anderen Minenkolonien des Retilonsystems ein. Schließlich schafft er es sogar, sich Zugang zum Hauptrechner des Minenkonsortiums auf Retilon III zu verschaffen. Von dort gibt es einen Uplink in das Hypernetz. Jemand, der sich 'Wanderer auf der Suche nach der Lichten Welt' nennt, wird auf ihn aufmerksam und fordert ihn auf, die Gefolgsleute davon zu unterrichten, daß der Seher kommt. Die Nachricht ist mit MUTTER unterzeichnet. Germo glaubt zwar nicht, daß die Nachricht von seiner Pflegemutter stammt, fragt sie aber trotzdem. Von Patiri erfährt er, daß die Gefolgsleute eine Gruppe von Leuten sind, die glauben, daß irgendetwas falsch gelaufen sei und die Welt nicht so ist, wie sie sein sollte. Sie denken, es gäbe irgendwo eine andere Welt, eine Kopie von der, in der sie leben, in der andere Dinge passiert sind. Es sei eine Parallelwelt, die sie die Lichte oder Erleuchtete Welt nennen.

Es scheint so, als würde sich der Seher seine Auftrittsorte jedes Mal aufgrund welcher Informationen auch immer gut aussuchen. Seine Gefolgsleute gehen immer sehr geschickt vor, wenn es darum geht, sein Auftreten vorzubereiten und gleichzeitig zu verschleiern. Für Uneingeweihte kommt sein Auftreten immer überraschend. Und wenn er gesagt hat, was er zu sagen hatte, schmuggeln seine Gefolgsleute ihn fort, bevor die Friedenswächter eintreffen.

Germo fühlt sich von dem blinden Seher Ch'Daarn unmittelbar angesprochen. "Dein Riß kann gelindert werden", prophezeit der ihm. Als Ch'Daarn plötzlich von Friedenswächtern umringt wird, die ihn festnehmen wollen, bleibt der blinde Topsider ganz ruhig. Er weiß, daß Germo ihn retten wird. Und tatsächlich tut der, was er seit seiner Flucht aus dem Hort der Geistesblüte vermieden hat. Er aktiviert seinen Induktor und teleportiert mit Ch'Daarn in Sicherheit.

Ch'Daarn und Germo fliehen an Bord von MUTTER von Maiter. Germo malt Bilder, um die Zentrale damit zu schmücken. Er weiß, daß seine Erinnerungen künstlich verändert worden sind und will herausfinden, wer er wirklich ist. Ch'Daarn rät ihm davon ab. Er befürchtet, daß Germo sich damit keinen Gefallen tun wird, hindert ihn aber nicht daran und unterstützt ihn mit MUTTERs Technologie. So gelingt es Germo, in den Hort der Geistesblüte vorzustoßen und ins Büro der Schulleiterin einzudringen, wo er die Datenbank des Horts knackt. Als er seine wahre Geschichte erfährt und erkennt, daß man ihn von Anfang an manipuliert und betrogen hat, spricht ihn die Schulleiterin, die ihn bereits erwartet hat, von hinten an. Es ist seine Freundin Iraide. Germo kann es kaum fassen. Sie war es, auf deren Betreiben seine Erinnerungen so verfälscht wurden, daß man besser an ihn herankommen konnte. In Wirklichkeit ist sie kein 14-jähriges Mädchen, sondern eine erwachsene Frau, deren Alterungsprozeß zum Stillstand gekommen ist. Sie hat sehr lange nach einem Jungen mit Germos Mentalprofil gesucht - einen perfekten Empfänger für ihren besten Induktor. Seine Herkunft war ein Problem. Hätte sie ihn nicht zu sich geholt, wäre er einer Gensäuberung unterzogen worden. Was auch immer nur im Entferntesten mit der Rebellion seiner Eltern zusammenhängt, wäre aus seinem Genmaterial gelöscht worden. Für ihre Forschungen brauchte sie jedoch genau diesen rebellischen Anteil. Rebellion und Trotz sind die besten Kraftquellen, um Menschen über sich hinauswachsen zu lassen.

Als Suggestorin ist sie in der Lage, in Germos Kopf alle möglichen Personen zu erzeugen. Lukio-Varin beispielsweise war gar nicht real und sollte durch seinen angeblichen Tod Germo beziehungsweise Halin nur dazu treiben, mit aller Anstrengung seine Fähigkeiten zu vervollkommnen, um fliehen zu können. Was motiviert mehr, als wenn man um sein Leben und seine Freiheit kämpft? Er sollte lernen, sich selbst durchzuschlagen, um immer besser zu werden, damit er nun in der Schule der Gnade zu denen heranreifen kann, die dem Matan unmittelbar zur Seite stehen und ihm dienen können.

Iraide versucht ihn zu überreden, zu helfen, das Tamanium in ein vollkommenes Paradies zu verwandeln, doch Germo lehnt rundweg ab. Er will sich nicht weiter manipulieren lassen. Iraide kann und will ihn nicht gegen seinen Willen festhalten und ermöglicht ihm die Flucht.

Später findet er heraus, daß seine Eltern Anführer einer Widerstandsgruppe waren und als Tarnung eine Familie bildeten, in der das Kind Teil der Tarnung war. Seiner Mutter lag sicher etwas an ihm, doch das einzige, was sein Vater ihm beigebracht hat, war, schnell genug zu rennen.

Germo wird nie genau erfahren, wer er wirklich war und was von seiner Geschichte immer noch gefälscht ist. Es ist auch nicht mehr wichtig. Von nun an wird er bei Ch'Daarn bleiben.

24. Mai 2016


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