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TOURTIP/1011: Berlin, Stadt der Seen Teil 5 - Entlang des Tegeler Fließes (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 172 - Februar/März 2013
Die Berliner Umweltzeitung

UNTERWEGS IN BERLIN
Berlin - Stadt der Seen (5)
Letzte Folge: Entlang des Tegeler Fließes

von Christoph Vinz



Das Tegeler Fließtal gehört zum Naturpark Barnim und ist mit seinem fast 400 Hektar umfassenden Feuchtgebiet seit 2005 Teil des europäischen Schutzgebiets NATURA 2000. Das Areal ist gleichzeitig FFH- und SPA-Gebiet (Vogelschutz). Von den heute beschriebenen Seen im Norden Berlins sind zwei aufgrund menschlicher Eingriffe entstanden, haben jedoch in Jahrzehnten an ihren Ufern eine so reiche Natur ausbilden können, dass sie als natürliche Biotope wahrgenommen werden.

Wir beginnen unsere Tour am Hermsdorfer See, der mit seinen zwei besiedelten Inseln (Großer und kleiner Werder) der Rest eines im Verlauf von zweihundert Jahren verlandeten Gewässers ist, das heute noch einen Umfang von rund zwei Kilometern aufweist und eine maximale Tiefe von drei Metern erreicht.

Probleme bereiten derzeit die Verschlammung und jährliche Algenblüte.

Der See wird vom Tegeler Fließ durchflossen, und an seinen Ufern entstand ein schützenswertes Feuchtbiotop mit Büschen, Erlen, Weiden und Röhricht. Wanderer können hier auf einem fünf Kilometer langen Rundweg, der teilerneuert wurde, den See mit seinen natürlichen Schönheiten und Verlandungsgebieten umrunden. Nördlich finden sich noch Reste alter Torfstiche und eine stillgelegte Tongrube.

Naturfreunde haben zwischen den Ortsteilen Hermsdorf und Lübars zwei hölzerne Fußgängerbrücken errichtet, auf denen man trockenen Fußes auch recht feuchte Gebiete mit ihrer speziellen Fauna und Flora entdecken kann. Es sind die im Westen befindliche "Grüne Brücke" und der weiter östlich zu erreichende "Eichwerder Steg".

Zunächst aber treffen wir schon nach knapp achtzig Metern auf den benachbarten Ziegeleisee mit seinem familienfreundlichen "Strandbad Lübars". Wie schon der Name verrät, ist dieser See eine Folgeerscheinung von Lehm- und Tonabbau zwecks Produktion von "Backsteinen", die das expandierende Berlin des 19. Jahrhunderts in riesigen Mengen benötigte. So begann ab 1840 an dieser Stelle die industrielle Fertigung hochwertiger Ziegel, aus denen und anderen das Rote Rathaus, heute eins der bekannten Berliner Wahrzeichen, errichtet wurde.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde hier die Ziegelproduktion eingestellt, Grundwasser strömte in den alten Tonstich, und so bildete sich das heute als Ziegeleisee bekannte Gewässer. Mit einer Fläche von rund fünf Hektar, einem Umfang von 900 Metern und einer maximalen Tiefe von immerhin vierzehn Metern ist der See zur warmen Jahreszeit mit seinem Freibad ein beliebter Treff im Norden Berlins.


Von Ton zu Torf

Weiter geht es immer nahe des Wassers in Richtung Osten durch eine Wiesen- und Auenlandschaft hin zum Köppchensee, der im NSG Niedermoorwiesen am Tegeler Fließ (Fläche: 57 Hektar) liegt.

Bei Lübars findet man zum Teil eine baumfreie Landschaft, die besonders in heißen Sommern aufgrund fehlenden Schattens das Fließ derart aufheizt, dass Fische sogar sterben können.

Bis 1930 wurde auf dem sumpfigen Areal dieses Gebiets Torf abgebaut, so dass nach Einstellung der Arbeiten sich ein See bilden konnte. Das rund vier Hektar große Gewässer erhielt seinen Namen nach dem Pächter benachbarter Wiesen, einem Herrn Köppchen.

Im Lauf der Jahrzehnte entstanden in dieser Landschaft, auch aufgrund sehr verschiedener Nutzungen, unterschiedlichste Biotoptypen. So finden Interessierte neben Wiesen und alten Torfstichen Bruchwald, Ackerflächen, Trocken- und Magerrasen sowie Altobstwiesen. Hier wächst neben der seltenen Schwarzweide der Schlangenknöterich, und das Gebiet besitzt eine reiche Insektenfauna. Naturfreunde sichteten im Umfeld des Sees Ringelnatter und Zauneidechse; bei einer ornithologischen Zählung vor wenigen Jahren kam man auf fünfzig Brutvogelarten, darunter Rebhuhn und Brachpieper.

Vom Köppchensee kann man bequem über Feld und Wiesen wieder zurück zum Dorf Lübars wandern, wo der Alte Dorfkrug mit seinem lauschigen Biergarten zu Speis und Trank einlädt.

Wer dann noch Zeit und Kraftreserven hat, sollte abschließend einen Rundgang durch den malerischen Ort mit seinen hübsch restaurierten märkischen Bauernhäusern, Kräutergärten und Pferdehöfen unternehmen, bevor er von hier die Rückfahrt mit dem Bus 222 bis S-Bhf. Waidmannslust antritt.

Verkehrsverbindung: Hin-/Rückfahrt mit S1 bis Bhf. Waidmannslust

Bei den in unserer kleinen Serie vorgestellten Seen finden wir manch Gemeinsames, aber auch einige Besonderheiten. Diese zu entdecken und Natur am Wasser zu genießen - dazu haben die Berliner/-innen in reichem Maße Gelegenheit. Vielleicht konnten unsere Ausflugstipps für die Leser/-innen des RABEN RALF einen bescheidenen Beitrag liefern.

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Quelle:
DER RABE RALF - 23. Jahrgang, Nr. 172 - Februar/März 2013, Seite 12
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: jährlich, 20 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Februar 2013