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TOURTIP/963: Australien entdecken (extratour - DJH)


Deutsches Jugendherbergswerk - extratour Nr. 5, September/Oktober 2010

Australien entdecken
Lebendiges Down Under

Von Sandra von der Horst


Australien ist ein Land der Gegensätze: Faszinierende Städte säumen die Küsten. Rund um den Uluru werden die Legenden der Aboriginies lebendig. Und wer in die Tiefen des Great Barrier Reefs eintaucht, wird von exotischen Fischen in schillernden Farben begleitet. Viele Auswanderer zieht es für immer nach "Down Under", aber die Highlights des kleinsten Kontinents der Erde lassen sich auch bei einer Urlaubsreise entdecken.


Birgit Bourne liegt ein Weltnaturerbe zu Füßen. In 40 Meter Höhe spaziert die Australienexpertin vorbei an den Baumwipfeln eines uralten Regenwaldes. Von einer Aussichtsplattform hat sie einen einmaligen Blick über die Johnstone-River-Schlucht. Am Rande des Tals ermöglicht ein Ausleger freie Sicht auf die artenreiche Pflanzenwelt des tropischen Feuchtgebietes im Nordosten Australiens. Geschützt von der UNESCO, konnte sich im Wooroonooran Nationalpark eine einzigartige Pflanzen- und Tierwelt entwickeln, die sich seit einiger Zeit auch aus der Höhe bestaunen lässt: 2008 wurde der Mamu Rainforest Canopy Walkway eröffnet. Ein rund 350 Meter langer Weg, benannt nach dem gleichnamigen Volk der Aborigines. Es bewohnte ursprünglich die dichten, an den Johnstone River angrenzenden Regenwälder. Besonders beeindrucken Birgit Bourne die vielen Vögel, die sie aus dieser ungewöhnlichen Perspektive bestaunen kann: "Es gibt wirklich unzählige Vogelarten in Australien. Vor allem die bunten Papageien haben es mir angetan."


Ein Riff so groß wie Deutschland

Seit zwölf Jahren lebt Birgit Bourne in Australien, 20 Jahre hat sie das Land schon bereist und irgendwann konnte sie sich nicht mehr trennen: "Ich war schon überall auf der Welt, doch Australien fasziniert mich ganz besonders. Das Land 'Down Under' ist gekennzeichnet von seinen vielen Kontrasten. Es besticht durch die Weite des Outbacks und seine einmalige Flora und Fauna in den ältesten Regenwäldern der Welt." Von den langjährigen Erfahrungen der 42-Jährigen profitieren heute viele Urlauber, die sich das Land von ihr zeigen lassen. Dabei gibt sie nicht nur als Expertin in Reisefragen, sondern auch als ausgebildete Rettungstaucherin hilfreiche Tipps. Das ist besonders praktisch, denn Australien beherbergt das Great Barrier Reef, das größte Korallenriff der Welt. Mit einer Fläche von fast 350.000 Quadratkilometern ist es fast so groß wie Deutschland. Über 2.400 Kilometer erstreckt sich die zauberhafte Unterwasserwelt parallel zur Küste Queenslands.


Zwischen Wracks und Weichtieren

Wer das Great Barrier Reef als Taucher entdecken möchte, startet am besten in Cairns, nur 24 Kilometer südlich vom "Mamu Rainforest Canopy Walkway" entfernt, rät Birgit Bourne: "Von hier aus fahren verschiedene Boote für mehrere Tage raus ins Riff. In zwei bis vier Tauchgängen am Tag lassen sich die Tiefen von Poseidons Reich entdecken. Wenn man weit genug von der Küste entfernt ist, gelingt das auch ganz ungestört von Tagestouristen." Und zu entdecken gibt es dort einiges: Zwischen 2.900 Riffen, 71 Koralleninseln, 4.000 Weichtieren, 1.500 Fisch- und 300 Korallenarten kommt beim Tauchen keine Langeweile auf. Mit etwas Glück schwimmen in das Sichtfeld der Taucherbrille die weltweit gefährdete Meeresschildkröte oder die Seekuh. Taucher, die das Abenteuer mögen, wagen sich auf Erkundungstour und steuern eines der 30 historischen Schiffswracks an. Am besten erhalten: das Passagierschiff RMS Quetta vor Cape York, an der Nordspitze des Landes. Das Korallenriff lässt sich auch für Reisende genießen, die das Wasser eher scheuen. Birgit Bourne: "Die fahren mit einem Segelkatamaran und schauen sich die Farbenpracht durch einen Glasboden an. Aber natürlich können Reisende auch schnorchelnd die Unterwasserwelt erkunden."


Neue Entdeckungen an uralten Orten

Obwohl die aus Bad Breisig stammende Deutsche bereits geraume Zeit durch Australien reist, gibt es auch heute noch für sie viel Neues zu ent decken. Ganz besonders spannend findet die Australienliebhaberin das Outback und die Kultur der Aborigines mit ihrer 50.000 Jahre alten Geschichte: "Mich fasziniert die Gegend rund um den Uluru. Es ist ein magischer Ort mitten in der Wüste. Wenn ich den Felsen umrunde, entdecke ich immer wieder Felsmalereien und Felseinschnitte, die ich nie zuvor gesehen habe." Der Uluru - auch als Ayers Rock bekannt - und die 30 Kilometer entfernten Kata Tjuta sind für die Aborigines heilig. Rund um die Felsformationen ranken sich Traumzeitlegenden, die von der Schöpfung Australiens erzählen. Der Zutritt für Reisende ist daher beschränkt. Der Uluru sollte nicht bestiegen werden und die 36 Felsberge der Kata Tjuta sind am besten über den Wanderweg "Valley of the Winds" zugänglich. Dafür gelangen Entdecker auf diesem Rundgang in den zentralen Bereich der "vielen Köpfe". Birgit Bourne beeindruckt das "Valley of the Winds" sehr: "Um die Felsbrocken pfeift der Wind und das leuchtende Farbenspiel sorgt für eine besondere Atmosphäre, wenn morgens die ersten Sonnenstrahlen auf die rot-goldenen Steine treffen."


Auf Rot folgt Grün: Tasmanien

Ganz deutlich werden die Gegensätze, wenn man die unendlichen Weiten des Outbacks mit Australiens südlichstem Bundesstaat vergleicht: Tasmanien. Während im Outback extreme Hitze und Rottöne vorherrschen, kann sich das Auge auf der Insel an tiefem Grün, Urwäldern und Moorlandschaften sattsehen. Das Klima in Tasmanien ist bestimmt durch milde Winter und im Vergleich zum Festland kühle Sommer. Ein echtes Kontrastprogramm bietet der tiefe, von Gletschern ausgeschabte Lake St. Clair im Cradle Mountain National Park. Der Park beherbergt eine für Australien außergewöhnliche Landschaft aus zahlreichen Seen, Hochplateaus mit Sümpfen und Mooren, dicht bewaldeten Tälern und bizarren Felsgipfeln. Die Natur lässt sich am besten zu Fuß erkunden, gibt Birgit Bourne Reisenden mit auf den Weg: "Eine Wanderung um den St.-Clair-See eignet sich für alle Altersklassen, da der Weg sehr flach ist. Hier lassen sich viele Pflanzen entdecken, die es nur in Tasmanien gibt." Ein weiteres Highlight Tasmaniens ist seine 300 Kilometer südöstlich des Nationalparks gelegene Hauptstadt. Hobart ist geprägt durch seinen Hafen und seine historischen Gebäude entlang der Hunter Street und des Salamanca Place: "Einst standen hier Lagerhäuser, die dem Walfang dienten. Heute kann man draußen vor zahlreichen Restaurants und Kneipen sitzen und sich einen guten tasmanischen Wein gönnen."


Sydney - die vielleicht schönste Stadt der Welt

Dass Naturliebhaber in Australien voll auf ihre Kosten kommen, ist keine Frage. Doch auch Freunde quirliger Großstädte haben in Down Under keinesfalls das Nachsehen. "Ich bin rund um den Erdball gereist, doch Sydney ist die schönste Stadt der Welt", bringt es Birgit Bourne auf den Punkt. Besonders beliebt bei den Sydneysidern - so nennen sich die Bewohner der Stadt - und Besuchern ist der Hafen: Mit seinen Seitenarmen, Buchten und 36 Stränden findet sich für jeden Platz zum Segeln, Sonnen, Surfen oder Schwimmen. Der wohl bekannteste Strand der Welt, Bondi Beach, sollte bei den Streifzügen durch die Metropole auf dem Programm stehen. Surfbegeisterte können sich zudem mit der Fähre zum von Tannen gesäumten Manly Beach begeben. Manly gilt als Wiege des Wellenreitens und die Surfer tummeln sich zahlreich an der Uferpromenade. Natürlich dürfen die beiden Wahrzeichen Sydneys, das Sydney Opera House und die Harbour Bridge, nicht fehlen. Die von Sydneysidern liebevoll "Kleiderbügel" genannte Brücke können ganz Mutige auch besteigen und erhalten so einen traumhaften Ausblick über die Perle des Pazifiks. Das Land "Down under" bietet eben viele Gelegenheiten hoch hinauszukommen - sonst würden Besucher bei all den Eindrücken auch schnell den Überblick verlieren.


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Quelle:
extratour Nr. 5, September/Oktober 2010, S. 26
Die Zeitschrift für Mitglieder im Deutschen Jugendherbergswerk
Herausgeber: Deutsches Jugendherbergswerk DJH
Hauptverband für Jugendwandern und Jugendherbergen e.V.
Leonardo-da-Vinci-Weg 1, 32760 Detmold
Tel.: 05231/99 36-0, Fax: 05231/99 36-66
Internet: www.jugendherberge.de

Erscheinungsweise: zweimonatlich
Der Bezugspreis der Zeitung ist im
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. September 2010