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GLOSSE/002: Firma Fiesenhof übernimmt Guantanamo-Häftlinge als Werkvertragsarbeiter (Werner Geismar)


Firma Fiesenhof übernimmt Guantanamo-Häftlinge als Werkvertragsarbeiter

von Werner Geismar, Juni 2013



Diese lang erwartete Pressemitteilung aus dem Hause Fiesenhof konnte niemanden wirklich überraschen, lagen doch die Übernahmegründe der auf Guantanamo verbliebenen Häftlinge durch die Firma Fiesenhof offen auf der Hand.

Der Arbeitsethik-Beauftragte der Firma Fiesenhof bekräftigte in der Pressemitteilung: "Das Anforderungsprofil an unsere Werkvertragsarbeiter entspricht in wesentlichen Punkten der Qualifikation der Guantanamo-Häftlinge. Ganz offenkundig ist dies bei der Unterkunft und den Wohnbedingungen unserer Werkvertragsarbeiter. Guantanamo-Häftlingen sind seit Jahren durch ihre beengte Wohnsituation auf die Unterbringung bei Fiesenhof bestens vorbereitet. Auch die Sicherung ihrer Wohnbereiche bei Hof durch Stacheldraht ist ihnen ein vertrauter Anblick. Guantanamo-Häftlinge sind durch ständigen Schlafentzug für die unregelmäßigen Arbeitszeiten bei Fiesenhof bestens geschult. Fürsorgemaßnahmen seitens des Werkschutzes von Fiesenhof wie Verbot der Kontaktaufnahme zu Rechtsanwälten ist diesem Personenkreis eine liebe Lebenspraxis. Auch die Untersagung von Besuchen jeder Art in ihrem Wohnbereich durch unseren Werkschutz dürfte bei den Guantanamo-Häftlingen auf große Akzeptanz stoßen."

Der Personaldirektor der Firma unterstreicht in der Pressemitteilung, dass die ehemaligen Guantanamo-Häftlinge als Werkvertragsarbeiter keineswegs finanziell schlechter gestellt sind als auf Guantanamo und im Gegensatz zu anderslautenden Gerüchten keineswegs für ihre Arbeit ihren neuen Arbeitgeber auch noch selbst entlohnen müssten. "Wir von Fiesenhof garantieren die gleichen Entgeldbezüge wie auf Guantanamo, nämlich nothing, niente, nada."

In einer ersten Stellungnahme des Landwirtschafts- und Verbraucherministerium heißt es: "Wir begrüßen dieses generöse Angebot der Firma Fiesenhof, das beweist, dass die Agrarindustrie bei uns in Deutschland den Weg von der Massentierhaltung zur Massenmenschhaltung konsequent zu Ende gehen wird." Ferner stellte das Ministerium eine Förderung dieses Übernahmeangebots durch die einschlägigen Fonds der Brüsseler Kommission für länderübergreifende menschenverachtende Strukturnivellierungsmaßnahmen in Aussicht.

Der arbeitsmarktpolitische Sprecher der FDP betonte in einer ersten Stellungnahme: "Dieses zukunftsorientierte und nachhaltige Arbeitsmodell von Fiesenhof beweist auf beeindruckende Weise, wie die vom politischen Linkskartell gestellte Forderung nach einem flächendeckenden Mindestlohn sich selbst ad absurdum führt."

Die Arbeitsgruppe "Personalentwicklung kirchlicher Berufe" der Synode der Ev. Luth. Kirche in Oldenburg wird in ihrer anstehenden Arbeitssitzung überprüfen, ob dieses zukunftsweisende Arbeitsmodell der Firma Fiesenhof eins zu eins in den kirchlichen Raum im Sinne des Bibelwortes "Schauet nicht hin, wenn die Leidbeladenen dieser Erde ihr Antlitz enthüllen" übertragen werden kann.

Gestatten Sie mir noch eine persönliche Stellungnahme. Aus Gründen meiner körperlichen Unversehrtheit möchte ich das freundliche Angebot des Werkschutzes von Fiesenhof zu einem gemütlichen Grillfest auf dem Werksgelände dankend ablehnen.

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Quelle:
© 2013 by Werner Geismar, Remagen
mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2013