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SCHLUCKAUF/0040: Der mündige Patient - Nachtisch & Satire (SB)


Der mündige Patient


Das Bundesgesundheitsministerium will mit einer neuen Erhebung hinsichtlich der Versorgungsqualität in bundesdeutschen Krankenhäusern den Patienten vermitteln, mit ihren Sorgen und Nöten von der Politik nicht alleingelassen zu sein. Auf einem Fragebogen, der künftig im Foyer jedes Krankenhauses ausliegen soll, können die Patienten im Ankreuzverfahren zahlreiche Mängel dokumentieren. Wer mehr als dreimal das "c" angekreuzt hat, erhält (ggf. zu Händen der Hinterbliebenen) ein offizielles Entschuldigungsschreiben der Behörde mit der Originalunterschrift von Ulla Schmidt.


FRAGEBOGEN ZUM KRANKENHAUSAUFENTHALT

Name des Krankenhauses:
Patientenname:

Name der Krankenkasse:
Zeitraum des Krankenhausaufenthaltes:


1. Ich habe mir während meines Krankenhausaufenthaltes zusätzlich zu meiner aktuell behandelten Erkrankung eine

a. bakterielle Infektion zugezogen
b. Virusinfektion (z.B. HIV) zugezogen
c. tödliche Infektion durch im Krankenhaus mutierte Erreger zugezogen


2. Ich konnte, z.B. wegen Infusionskanülen oder aus Schwäche, meine Arme nicht bewegen. Mein Essen wurde vor mich hingestellt und nach ca. 30 Minuten kommentarlos wieder weggenommen, bis ich

a. einer Aushilfskraft das Problem verständlich machen konnte
b. von herbeigerufenen Verwandten gefüttert wurde
c. wegen völliger Entkräftung meiner Grunderkrankung erlag


3. Mir wurden Schmerzmittel verweigert mit dem Hinweis,

a. ich würde simulieren
b. mein Budget sei bereits ausgeschöpft
c. ich würde ohnehin den Tag nicht überleben


4. Ich wurde, obwohl ich allein lebe und mich kein Angehöriger in Empfang nimmt, nach einer schweren Operation mit einem Taxi (auf eigene Kosten) nach Hause geschickt

a. mit einer tropfenden Infusionsflasche in der Hand
b. mit einer laufenden Wundsekret-Absaugpumpe in der Hand
c. mit einem geladenen Defibrilator (Elektroimpulsgeber zur Herz-Wiederbelebung) in der Hand


5. Ich bin aufgrund von Nachlässigkeiten in der Verwaltung mit einem anderen Patienten verwechselt worden, so daß ich

a. eine falsche Medikation erhielt
b. fälschlich operiert wurde
c. als gehirntotes Unfallsoper zur Herzentnahme freigegeben wurde


Das Bundesgesundheitsministerium dankt dem mündigen Patienten für seine konstruktive Mitarbeit bei der Mängelerhebung und versichert, deren Beseitigung zu gegebenem Zeitpunkt und an geeigneter Stelle in angebrachter Form zu thematisieren.

14. April 2009