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SCHLUCKAUF/0059: Häftlinge nach Deutschland? - Nachtisch & Satire (SB)


Guantanamo-Häftlinge nach Deutschland?


SCHLUCKAUF-MEINUNGSBILD, Mittwoch, den 14. Juli, auf dem Wochenmarkt in Hamburg-Altona: Was halten SIE davon, daß Deutschland Gefangene aus dem berüchtigten US-amerikanischen Camp Guantanamo aufnimmt?

Türkischer Obsthändler, abwinkend: Araber, das alles, Araber. Nix hier suchen Europa. Haut ab! Afrika - oder besser weiteres weg!

Gut gekleideter Mitfünfziger, beim Kauf von Feta und Oliven: Mir soll's recht sein. Wenn wir uns jetzt nicht bei Beckmann ständig neue Folteropfer-Balladen à la Kurnaz anhören müssen. Davon würde ich mich dann wirklich terrorisiert fühlen.

Verkäuferin am Fischbrötchen-Stand, nachdenklich: Was se denen angetan haben, echt jetzt, in diesem Quantanamero, ne, was müssen die für 'nen Haß habe, auf alles Westliche. Das zeigen se natürlich nich, ne. Aber da hätt' ich schon Muffensausen, echt jetzt, daß das mal rausbricht aus denen, ne, da möchte ich nich dabei sein.

Bärtiger junger Mann mit Emblem der Friedensbewegung auf dem T-Shirt: Das sind Menschen, die Unvorstellbares erlebt haben. Wie Konzentrationslagerhaft. Und dann dieser politische Eiertanz, ob wir sie aufnehmen. Ekelhaft. Bei mir könnte so jemand sofort einziehen. Ohne wenn und aber. Okay, wenn die Kinder nicht wären. Die Leute haben ja oft so schlimme Albträume. Schreien die ganze Nacht. Das macht den Kindern Angst. Aber sonst, sofort, würde ich sagen, sofort.

Oma mit Enkeln beim Eisverkäufer: Damals die Juden, die aus Deutschland weg sind, die hat auch keiner haben wollen. Aber das kann man gar nicht vergleichen, sagen sie mir immer, das kann man doch nicht vergleichen. Aber ich finde, doch.

Schriftsteller, der namentlich nicht genannt werden möchte, aus Rücksicht auf seinen Verlag, im Arm neuerworbene Zimmerpalme: Menschen, die mit ansehen mußten, wie über 70jährigen Männern mit Fußtritten die Knochen gebrochen wurden oder wie Jugendlichen unter dem Vorwand medizinischer Notwendigkeit Finger, Zehen oder ganze Gliedmaßen amputiert wurden - glauben Sie etwa, daß man mit solchen Bildern im Kopf ganz normal leben kann? Vielleicht mit starken Psychopharmaka - die machen aber bald kaputt, was von einem noch übrig ist. Da ist doch ihre einzige Chance, eine dermaßen kompromißlose Streitbarkeit zu entwickeln, gegen die Verhältnisse, die zu solchen Gewaltexzessen führen, damit die ständige Präsenz des Erlebten sie nicht vernichtet. Aber dadurch werden sie natürlich zu Menschen, vor denen die, die auf irgendeine Weise an Guantanamo, Bagram oder Abu Ghraib beteiligt sind - und das sind alle, die solche Einrichtungen auch nur eine Stunde lang dulden - zittern. Nicht gleich um ihr Leben, sondern zunächst um ihre bequeme, ignorante Lebensweise, die sie gnadenlos zulasten anderer aufrecht erhalten. (Palmwedel zittern)

Junge Fischverkäuferin vor einem "BILD"-Zeitungsstapel zum Einwickeln: Guantanamo? Hab' ich doch hier grad was drüber gelesen. Das ist doch dieses kleine Land, wo die Taliban herkommen. Die werden in Bagram mit Elektroschocks zu Drohnen ausgebildet, um Hochzeitsgesellschaften zu überfallen. Muß man sich mal vorstellen! Und das nur, damit ihre Anführer, die Paschtunen, in ihren schwarzen Burkas vor Allah gut dastehen. Also mir macht das Angst, wenn solche nach Hamburg kommen. Wo ich doch auch diesen Herbst heiraten will -

16. Juli 2010