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SCHLUCKAUF/0108: Kosmische Gier - Nachtisch & Satire (SB)


Kosmische Gier



Was hat NEOShield, das Asteroidenforschungsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), mit der US-amerikanischen, von zwei Google-Milliardären unterstützten Firma "Planetary Resources" zu tun? Eigentlich nichts, sollte man meinen. Denn während NEOShield sich damit beschäftigt, die Erde vor Asteroideneinschlägen zu beschützen, indem diese mit Hilfe leistungsstarker Raketentriebwerke oder notfalls einer Atombombe umdirigiert werden sollen, will "Planetary Resources" auf den Asteroiden mit Hilfe von Robotern Bodenschätze fördern. Sollte man meinen.

Doch denen, die der hochgradig umweltfeindlichen Raumfahrt- und der mit ihr eng verbandelten Rüstungsindustrie kein "Wir retten die Erde vor dem Untergang"-Motiv abkaufen, wird sogleich auffallen, wie gut sich beide Projekte im Grunde ergänzen. Denn falls es dem DLR und seinen 13 Partnern (u.a. USA, Frankreich, Russland) aus Industrie und Forschung gelingt, ein Verfahren zur Umlenkung von Asteroiden zu entwickeln, dürfte "Planetary Resources" daran brennend interessiert sein.

Nicht wegen der Sicherung der Erde vor bösen Asteroiden, wie das DLR es als Anliegen dem forschungsgelderzahlenden Bürger weismachen will, sondern wegen der Sicherung von Bodenschätzen wie Platin, Seltenen Erden, Aluminium, Wasser und dergleichen mehr. Es könnte DAS Geschäft des Jahrhunderts daraus werden, bodenschatzreiche Asteroiden aus dem All in eine Erdumlaufbahn zu bomben und sie dort mit Robotertechnologie auszuschlachten.

Angesichts der fantastischen Gewinnaussichten werden die Beteiligten das Risiko, auf der Erde durch eine versehentlich herbeigeführte Kollision mit einem Asteroiden eine Katastrophe auszulösen, mit Sicherheit vernachlässigen. Schließlich ist man auch nach Fukushima oder der Ölpest im Golf von Mexiko bald wieder zur Tagesordnung übergegangen.

Allerdings - wo hohe Profite winken, sind auch Streitigkeiten um die Besitzverhältnisse absehbar. Was, wenn zwischen zwei Asteroidenbergbau-Konzernen, die zu Arbeitszwecken über Hochleistungs-Raketentriebwerke und Atombomben verfügen, ein solcher Streit einmal eskaliert? Mit Blick darauf möchte sich der SCHLUCKAUF schon jetzt von seinen Lesern mit dem Gruß verabschieden: Es war schön, hier auf der guten alten Erde für Sie journalistisch tätig gewesen zu sein...

23. Juli 2012