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SCHLUCKAUF/0139: Kinder in Not - Nachtisch &Satire (SB)


Kinder in Not



Die Elternvertreter einer Hamburger Grundschule haben das folgende Protestschreiben an den Schulsenator verfaßt, von dem eine Kopie der SCHLUCKAUF-Redaktion zwecks Veröffentlichung zugestellt wurde, was hiermit geschehen soll:

An den Senator für Schule und Berufsbildung
der Hansestadt Hamburg

UNGEHEUERLICH!!

Wie können Sie angesichts dessen, daß nicht nur immer mehr Schüler in unserem Land an Depressionen erkranken, sondern die Erkrankten auch immer jünger werden, guten Gewissens an Ihrem Schreibtisch sitzen und so tun, als ob Sie arbeiten?! Weshalb schreien Sie nicht in jedes Mikrofon, sobald ein Journalist es Ihnen unter die Nase hält, daß Selbsttötung bei Jugendlichen inzwischen eine der häufigsten Todesursachen ist? Geht Ihnen das Leid gerade der Jüngsten und Wehrlosesten unter uns völlig am Arsch vorbei?

Gut, damit wären Sie nicht allein. Beileibe nicht. Aber auch wenn Sie nur an sich selbst denken, muß gerade Ihnen als Politiker doch klar sein, daß es so nicht weitergehen kann. Einfach weil es ab einem bestimmten Prozentsatz erkrankter Kinder für dieses Land keine Zukunft mehr gibt. Auch für Sie nicht. Weil eben die Kinder unsere Zukunft sind.

Wie hätten Sie sich als Grundschüler gefühlt, wenn sich bis zur vierten Klasse zwei ihrer Tischnachbarn und Spielkameraden bereits umgebracht haben? Und bis zur achten Klasse noch einige mehr? Klar, für solche Gedanken haben Sie keine Zeit. Schließlich müssen Sie übers Turbo-Abi nachdenken, das von der Industrie auf allen erdenklichen Wegen gefördert wird.

Okay, das Turbo-Abi könnte wieder abgeschafft werden. Aber wäre es damit getan? Sicher nicht. Was wir brauchen, ist eine viel grundlegendere Veränderung - nicht nur die Oberflächenkosmetik, die üblicherweise betrieben wird, wenn gesellschaftliche Mißstände gerade mal offensichtlich werden. Denn allzu tief sind diese Mißstände bereits in unserer Gesellschaft verankert. Sie gehören so sehr zum Alltag, daß sie oft als solche gar nicht mehr wahrgenommen werden. Doch ihr Vorhandensein spüren unsere Kinder genau. Nur können sie keine Worte dafür finden. Sie verstummen, verzweifeln.

Tun Sie doch einfach mal, wofür Sie als Politiker angetreten sind! Vertreten Sie die Menschen, auf deren Stimme schon lange keiner mehr hört. Seien Sie ein Schulsenator der Schüler. Diese Schüler brauchen keine Antidepressiva und keine Spieltherapie! Wenn sie die bekommen, ist es längst zu spät. Diese Schüler brauchen ab der 1. Klasse eine wirksame Begleitung durchs Leben. Sie brauchen Multi-dull! Dieses routinemäßig vor dem Schulunterricht zu verabreichende Medikament der Bambini Pharma GmbH gewährt einen 24-Stunden-Schutz gegen Hetze, Leistungsdruck, Vereinzelung, Mobbing, Perspektivlosigkeit und dergleichen mehr. So sieht verantwortungsvolle Schulpolitik aus!

Wir freuen uns auf Ihre Einsicht und verbleiben
mit zuversichtlichen Grüßen

Krause, Hansen und Grabowski

Elternvertreter und
leitende Mitarbeiter der Bambini Pharma GmbH

27. Februar 2014