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UNTERNEHMEN/096: Fiat übernimmt Chrysler jetzt ganz (Irene Feldbauer)


Fiat übernimmt Chrysler jetzt ganz

Sergio Marchionne will Position gegen starke Konkurrenz stärken

von Irene Feldbauer, 2. Januar 2014



Nicht nur die zum Fiat-Konzern gehörende "Stampa", sondern fast alle großen italienischen Zeitungen machen am Donnerstag mit einem Bericht über die völlige Übernahme des früheren großen US-amerikanischen Auto-Konzerns Chrysler auf. "Chrysler gehört jetzt ganz zu Ligotto". (1) Der Triumph, dass Fiat den großen Amerikaner geschluckt hat, ist nicht zu überhören. Darauf habe Fiat-Chef Sergio Marchionne seit 2009 hingearbeitet, hebt "La Stampa" hervor. Die Medien beziehen sich auf eine Pressemitteilung aus der Fiat-Zentrale Turin vom Donnerstag, die der Presse bereits vorab zuging. Die Transaktion soll spätestens am 20. Januar 2014 abgeschlossen werden. Es entstehe, schreibt "La Stamapa", "eine mondiale Gruppe", mit der die Position Fiats gegen die Konkurrenz gestärkt werde. Fiat setzt seine Autos derzeit vor allem in Europa und Lateinamerika ab, Chrysler mit Sitz in Auburn Hills bei Detroit besetzt den nordamerikanischen Markt. Zu dem jetzigen Gesamt-Konzern gehören die italienischen Marken Alfa Romeo, Lancia und Abarth und die amerikanischen Modelle Jeep, Dodge und Ram.


Fiat will siebgrößter Auto-Produzent der Welt werden

Mit der vollen Kontrolle über die US-Tochter will der Italiener zum siebtgrößten Auto-Produzenten weltweit aufsteigen. Dem den Gewerkschaften nahe stehenden sogenannten US-Pensionsfond Veba Trust hat Fiat für seinen Anteil von 41,5 Prozent an Chrysler 3,65 Mrd. Dollar in bar gezahlt. 1,9 Mrd. Dollar davon sind Sonderdividenden. Darüber hinaus zahlt Fiat an die Veba in vier Jahrestranchen insgesamt 700 Millionen Dollar für die gewerkschaftliche Zugeständnisse an die Fiat-Chrysler-Allianz. "Dank der einheitlichen Besitzverhältnisse können wir nun unsere Vision eines globalen Autobauers umsetzen", erklärte Sergio Marchionne, Vorstandsvorsitzender von Fiat und Aufsichtsratsvorsitzender sowie Vorstandsvorsitzender der Chrysler Group (LLC). "Die vereinigte Eigentümerstruktur wird es uns nun erlauben, unsere Vision vollständig umzusetzen, einen globalen Automobilhersteller zu erschaffen, der wahrhaft einzigartig ist in seiner Bandbreite an Erfahrung. In seiner Perspektive, seinem Know How, eine solide und offene Organisation, die ihren Mitarbeitern ein herausforderndes und erfüllendes Umfeld bietet", so Marchionne weiter. John Elkann, Aufsichtsratsvorsitzender von Fiat, nannte die erreichten Ergebnisse "außergewöhnlich" und hieß "jeden einzelnen Mitarbeiter von Chrysler offiziell in der integrierten Fiat-Chrysler Welt willkommen".

Die Übernahme begann 2009 mit dem Einstieg Fiats bei Chrysler, der während der Wirtschaftskrise in den Konkurs schlitterte und zunächst mit Staatshilfe gerettet wurde. Den Vorsitz der so entstandenen Chrysler Group LLC übernahm von Anfang an Sergio Marchionne, der den Übernahmeprozess entscheidend vorantrieb. Für die Lieferung von technischem Know-How erwarb Fiat Zug um Zug beträchtliche Anteile. Unter der Leitung von Marchionne überlebte Chrysler und machte seit 2011 wieder Gewinne, wovon Fiat auf dem europäischen Markt profitierte.


Anmerkung:

(1) Ligotto, Stadtteil von Turin, dem Sitz der Konzern-Zentrale, wo 1916 das erste Werk der Fabrica Italiana Automobile Turino (Fiat) entstand.

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Quelle:
© 2014 by Irene Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Januar 2014